DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Oberprima (Realgymnasium) 1932

Die realgymnasiale Oberprima

weist mit 2 oder 3 Ausnahmen nur einseitig (künstlerisch oder praktisch) oder gering begabte Schüler auf. Auch der (durch Veränderungen im Lehrerkollegium bedingte) häufige Lehrerwechsel während der Mittelstufenjahre hat auf die Leistungsfähigkeit der ganzen Klasse, besonders in den Sprachen, sehr nachteilig eingewirkt. Aus diesen Gründen erhob sich das geistige Leben der Klasse kaum bis zum Mittelmass; ja oft litt es geradezu unter einer schwer zu bekämpfenden Unlust und Stumpfheit. Noch im Laufe der Oberprima wurde durch das Ausscheiden des bisherigen Klassenleiters (Studienrat Bosbach) ein Lehrerwechsel in Deutsch, Latein und Geschichte nötig. Die Leistungen in diesen Fächern konnten darum in letzter Zeit nur mit einer gewissen Zurückhaltung beurteilt werden.

 


Beurteilung

Oberprimaner C, Wilhelm

ist ernst und strebsam, tritt im Unterricht wenig hervor, ist aber immer bei der Sache. Wenn es ihm bei seinen recht mässigen Anlagen gelungen ist, in etwa befriedigende, in einigen Fächern auch gute Leistungen zu erzielen, so verdankt er das der Energie, mit der er auf fast allen Unterrichtsgebieten gearbeitet hat. Er ist praktisch veranlagt und hat vor allem Neigung für technische Dinge; so erklären sich auch seine immer guten Leistungen in den naturwissenschaftlichen Fächern. Sein Betragen war immer sehr gut.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich das staatliche Dreikönigsgymnasium in Köln um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1932.

Am 10. Oktober 1911 wurde ich in Köln geboren. Im Alter von 6 ½ Jahren besuchte ich die Volksschule in Köln bis einschließlich fünftes Schuljahr. Ostern 1923 bestand ich die Aufnahmeprüfung und wurde in die Sexta des Gymnasiums aufgenommen. In den unteren Klassen waren es vor allem Latein, Rechnen und Zeichnen, die mein Interesse weckten. Im Laufe der Jahre jedoch wandte sich meine Neigung mehr und mehr den naturwissenschaftlichen Fächern Physik und Chemie zu. Viele Freizeit verbrachte ich mit solcher Lektüre, die ein physikalisches oder chemisches Thema behandelte. Außerhalb des Unterrichtes las ich Werke von Goethe, Schiller, Kleist, Hebbel, Lessing und Shakespeare.

Weiterhin nahmen Motoren- und Maschinenbau mein Interesse in weitestem Ausmaße in Anspruch. Oft benutzte ich ganze Nachmittage, um Fabriken und Werkstätten zu besichtigen. Meine Kenntnisse habe ich in den Ferien durch praktische Arbeit erweitert. Aus Neigung und Liebe zum kaufmännischen Leben erlernte ich Kurzschrift und Maschinenschreiben. Später bin ich dann einem Kurzschriftverein beigetreten, dem ich auch heute noch angehöre.

Während der Sommerferien unternahm ich mit Klassenkameraden größere Radwanderfahrten, die sich bis ins Ausland erstreckten. Im letzten Jahre erwarb ich mir einen Photoapparat. Nach eingehenden Studien erzielte ich die gewünschten Erfolge.

Sportlich habe ich mich als Mitglied in der ersten und zweiten Schlagballmannschaft betätigt, der ich mehrere Jahre angehörte.

Für die schriftliche Prüfung wähle ich als zweite Fremdsprache Englisch.

In der mündlichen Prüfung bitte ich mich besonders in Chemie zu prüfen.

Auf dem Reifezeugnis bitte ich einen Vermerk über mein Religionsbekenntnis aufnehmen zu wollen.

Ich beabsichtige mich einem praktischen Berufe zu widmen.