Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 9. Februar 1940
9. Februar 1940
Liebe Elsbeth!
Einen Tag habe ich nun mit Schreiben länger gewartet als üblich. Aber da die Feldpost an dem Tag nicht abgegangen ist, hättest Du sowieso keine Nachricht bekommen.
Nun laß Dich zuerst mal herzlich grüßen und Dir einen festen Kuß geben.
Die Makkaroni haben wir bekommen und inzwischen schon gegessen. Es war mal eine Abwechslung. Herzlichen Dank auch.
Es hat sich nun garnichts Besonderes hier ereignet. Und ich finde auch heute Abend gar nicht den rechten Faden zum Schreiben. Deshalb will ich auch bald zu „Bett". Wer lacht da? Aber ich muß sagen: Ich schlafe in der Kiste jetzt ganz gut. Wir haben uns von einem Bauern noch etwas mehr Stroh besorgt. Auch habe ich ein Leintuch und für die Decken einen blauweiß-gewürfelten Überzug. So kann ich mich wenigstens appetitlich ins Bett legen.
Nun, liebe Elsbeth, wenn Du diesen Brief bekommst, ist Dein Geburtstag wahrscheinlich schon gewesen. Hoffentlich hast Du ihn recht gut verlebt
und meine Sachen alle bekommen.
Du freust Dich doch sicher, liebes Frauchen?
Morgen will ich Dir vielleicht die schmutzige Wäsche schicken. Ich lege Dir dann auch das Buch bei, daß Du mir geschickt hattest. Gelegentlich könntest Du mir dann nochmal eins schicken (Evtl. kann es ja aus dem Borromäusverein sein.) Ich läse mal u.a. so gerne den „Maulkorb".
So, liebes Frauchen, jetzt will ich mich von Dir verabschieden und mich in die Falle legen. Von Dir zu träumen wird ja wohl immer ein „Traum" bleiben. Aber ich habe Dich auch so so gern, Dich und unser Dorotheechen. Grüß mir das liebe Busselchen, dessen Namenstag ich doch ohne Deinen Hinweis fast verschwitzt hätte und mach' das Vergessen durch ein paar besonders saftige Küßchen wieder gut. Dann habt Ihr beide sogar etwas davon.
Nun, liebe Elsbeth, eine gute Nacht.
Dein Hannes