Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 14. März 1940

14. März 1939 [richtige Datum wohl: 14. März 1940]

Liebe Elsbeth!

Zum Anfang einen ganz herzlichen Gruß. Zu Morgen erwarte ich nun Deine erste Post, die ich mit Freude erwarte.

Mit Ostern ist es anscheinend fraglich. Nächste Woche sollen wir nun versetzt werden. Wie sich die „Angelegenheit" dort machen lässt, ist mir noch nicht bekannt. Man muß also vorerst mal abwarten. Vielleicht kommen wir weiter weg, vielleicht auch mehr in Deine Nähe, wer weiß das?! Wie gern möchte ich das Letztere hoffen. Als ich von zu Hause weg fuhr Sonntag abend, war ein Kamerad von unserer 4. Kp., er sagte, daß er in den letzten 3 Monaten fast jeden Abend zu Hause gewesen wäre. Wäre das fein, was? Stell Dir mal vor, wenn es schon nur einmal i. d. Woche wäre. Aber, jetzt erzähle ich Dir so viel davon; mach Dir aber keine Illusionen.

Stell dir mal vor, als ich in Bonn in den Zug steige, wer steigt, schwer mit Tornister bepackt, mit ein. Christian Fusel. Wir haben uns bis hier hin zusammen

unterhalten, dann fuhr er weiter bis zur französischen Grenze. Es hat mir gut getan, nochmal mit einem alten Fahrtenkumpan zusammen zu sein.

Hier hat es mal zur Abwechslung wieder stark geschneit. Dabei geht ein starker Wind. Wenn man herauskommt und gegen den Wind angeht, sieht man kaum noch etwas, so jagen einem die dicken Schneeflocken ins Gesicht.

So, jetzt muß ich Dir noch mal sagen, wie gern ich Dich habe. Ich habe dich ganz schrecklich lieb; Dich und Dorotheechen. Da macht noch nicht einmal ein Krieg was dran — eher im Gegenteil. Wie schön waren doch die 7 Tage, wo ich bei dem liebsten aller Frauchen war, wo der Tag leider herumging, ehe man sich umgesehen hatte.

Nun, liebes Frauchen, will ich Dich noch einmal umarmen und Dir einen festen Kuß geben.

Ich grüße Dich recht herzlich und bleibe immer

Dein getreues Mannchen

Freund aus der katholischen Jugend