Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 20. März 1941

20. März 1941

Meine liebe Elsbeth!

Ich bin gut wieder hier angekommen. Und heute habe ich schon wieder tüchtig gearbeitet. Bis zur Rückkehr des Spießes bin ich nun Spieß, muß mir sogar die Silberringe um die Ärmel nähen lassen. Es ist viel Lauferei damit verbunden. Schöner wäre es ja gewesen, ich hätte einen Tag faulenzen können. So ist der Unterschied nämlich etwas kraß.

Eben war ich wegen Stump[f]en. Du scheinst mir nun doch Pech zu haben. Wohl habe ich einen schwarzen Velourstump[f]en für Deine Mutter bekommen (10,- Mk). Neue bekommen sie in etwa 10 Tagen herein, da wird dann wohl etwas dabei sein.

Und nun denke ich noch einmal zurück an die schönen Tage, die „schöne Zeit der jungen Liebe“. Und Dorotheechen – solche Freude hat sie mir noch nie gemacht. Die kleinen Spaziergänge vor dem Mittagessen waren ja sooo nett und auch das Schmuseln auf der Couch. Auch denke ich noch mit Freude an die Fahrt mit dem „Fiaker“ durch den Kottenforst, Waldau, wie sie bei den Rehlein steht und auf der Schaukel sitzt.

Übrigens, was ein Glück, daß ich nochmal dort war. Vorläufig darf keiner mehr weg. Das heißt nun nicht, daß wir abrücken, sondern es ist dies eine allgemeine Maßnahme. Aber Verschiedene von uns machen jetzt lange Gesichter. Nun, bei uns hat es ja nochmal geklappt.

Und nun, liebe Elsbeth, will ich Dir nur noch sagen, wie schrecklich gern ich Dich habe.

Ich küsse Dich ganz herzlich und innig auf Deinen lieben, guten Mund und bin immer Dein
Hannes

Aus unserer Komp. ist wieder einer gestorben.