Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 5. April 1940

5. April 1940

Liebe Elsbeth!

Wieder mal einen recht herzlichen Gruß aus dem schönen D. Vorgestern waren wir auch in „Opernball". Es gibt hier 2 Kinos, ein kleines und das andere im Stadttheater. Das Theater wird demnach auch als Kino gebraucht. Der Bau ist fabelhaft. Da kann Bonn nun nicht dran tippen. Kollossal viele alte Häuser sind hier noch, weißt Du, solche mit breiten, spitzen Giebeln.

Aber alle sind sie sehr sauber und gut in Ordnung. Manch wunderbare Straßenbilder gibt das. Heute fängt der Tag sonnig an. Vielleicht wandern wir heute nachmittag mal zum Hermannsdenkmal herauf. Die übrige Kompanie hat schon geschlossen einen Marsch dorthin gemacht. Daß Josef so nett zu Dorotheechen ist, freut mich. Aber sie ist doch auch so ein leckeres Mädchen, das jeder gern haben muß.

Liebes Dorotheechen! Der Vati dankt Dir auch schön für den Gruß, den mein Dorotheechen geschrieben hat. Bleib' immer schön lieb zu der lieben Mutti und gut zu Deinem treuen Vati; dann haben wir Dich auch immer gern und Du wirst dann auch im Leben viele Freude haben. Und freuen tut sich mein Liebchen doch so gern.

Und nun zu Dir, liebe Elsbeth! Deine Briefe, die ich bekommen habe, haben mich wieder mal sehr gefreut. Man weiß bald nicht mehr, was man sich alles Liebe und Gute sagen soll, weil es ja zum Schluß immer wieder dasselbe ist. Aber, jetzt im Augenblick denke ich, wie das schön wäre, wenn wir abends hier zusammen mal durchs Städtchen, Arm in Arm

gehen könnten.

Es ist allerdings sehr dunkel abends und Dein Rücken würde wahrscheinlich zu kalt werden. Aber in diesen Fällen könnte man ja Abhilfe schaffen.

Vorgestern haben wir das Hallenbad gesucht. Und als wir an dem uns gewiesenen Punkt an­kamen sahen wir ein sehr schönes Strandbad, aber kein Hallenbad. Auf das Schwimmen muß ich also vorläufig noch verzichten.

So, liebe Elsbeth, die Feldpost muß weg und ich wieder an die Arbeit. So grüße und küsse ich Dich tausendmal und bleibe immer

Dein Hannes