Hannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 11. Februar 1944

11. Februar 1944

Meine liebe, liebe Elsbeth!

Dies wird nun für einige Tage der letzte Brief sein. Morgen geht’s wieder zurück und da der Zug, glaub ich, nur noch bis Florenz verkehrt, wird die sich daran anschließende Fahrt per „Anhalter“ etwas länger dauern. Wäre ich allein, ging es noch. Aber ich habe eine kleine Marschgruppe und muß daher immer sehen, daß ich alle mitbekomme. Ich freue mich nun schon auf die Post. Hoffentlich komme ich überhaupt zur Einheit. An den Städten soll Feldgendarmerie stehen, die sämtliche Wehrmachtsangehörige sammelt und zum Landekopf Nettuno zur Infanterie in Marsch setzt. Aber, ich hoffe, diese Klippe zu umschiffen und meine Kompanie zu erreichen. Die liegt ja auch im Einsatz.

Gestern war auf der Durchfahrt der Führer einer Kampfgruppe unserer Division (Panzerabteilung)

hier, ein Major, der in Rußland den rechten Arm verloren hat. Er führt seine Abteilung jetzt mit einem Arm. Er erzählte, daß die Division Hermann Göring nun mit der gefürchtetste Gegner beim Feind ist. So kommen denn die damaligen Zeitungsnotizen von „Elite-Division“ immer mehr zur Geltung. Daß der Major trotz der schweren Verwundung noch an der Front steht, ist doch allerhand, nicht wahr. Jetzt ist er auf der Fahrt nach Deutschland, um sich von dem Stumpf noch ein weiteres Stück abnehmen zu lassen, da sich nachträglich Komplikationen ergeben haben. Er rechnet jetzt aber schon die günstigste Zeit aus, wann er wieder dabei sein kann. Ich meine immer, solange wir noch solche Männer haben, oder wo solcher Geist ist, muß alles gut gehn.

Das mit Nettuno ist für den Feind ein starker Schlag gewesen. Hätte er sofort durchbrechen können und wäre so in unseren Rücken gekommen, wäre es für uns ja unangenehm geworden. Aber so sitzt er mit starken Kräften

auf engstem Raum eingeschlossen und wir wichsen nun

in diese zusammengeballten Kräfte und auf die Landungsstellen mit allen schweren und leichten Waffen. Ari, Nebelwerfer, Fernkampfgeschütze, Bomben, Panzer, alles rein damit. Der Feind hat dadurch schwere Verluste. Ganze Regimenter werden vollkommen aufgerieben. Und der Erfolg ist bei ihm gleich null. Denn mit einem Landekopf allein kann er sich ja nicht begnügen.

Nun aber genug von diesen Kriegsdingen. Aber hier hat sich ja nichts weiter ereignet, sodaß man beim Schreiben schon mal etwas „in die Umgegend“ gehen muß.

Ich grüße Dich recht herzlich. Morgen werde ich an Deinen Geburtstag denken. Hoffentlich hast Du mein Päckchen mit dem Brief bekommen. Ich küsse Dich innig auf Deinen lieben, lieben, guten und schönen Mund und bin immer
Dein Hannes.

Als Anlage die 4 Filme.