Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 1. März 1940

1. März 1940

Lieber Moritz

Ich habe Deine beiden Handel-Mazetti-Bücher bekommen. Herzlichen Dank dafür und für Deine lieben Briefe. Mir geht es ebenso wie Dir. Ich habe auch ein so großes Verlangen nach Dir. Aber mit Lilli Ostern usw. wäre ja fein. Darf Lilli Jakob besuchen? Das wäre ja herrlich. Wie ich mich darüber freuen würde kann ich Dir ja garnicht sagen. Nur müßtest Du mir früh genug Euren genauen Plan geben.

Du schreibst in Deinen letzten Briefen nichts besonderes von Dorotheechen. Ich hoffe ja nur nicht, daß sie wieder krank ist.

Stell' Dir mal vor, im letzten Augenblick sollte ich jetzt am kommenden Sonntag für 7 Tage in Urlaub fahren. Aber ... es gibt immer noch einen allerletzten Augenblick. Sämtlicher Urlaub wurde mit heute gesperrt mit der Begründung: 14 Tage Gesamturlaub im Jahr. Und ich habe schon über 20 Tage weg. Rosige Aussichten, nicht wahr!

Ich habe übrigens eine Wette abgeschlossen. Wie hoch ist ein moderner Zylinderhut? Vielleicht kannst Du meinen mal genau messen und zwar: wenn er aufgeklappt auf dem Tisch steht, die Höhe vom Tisch angefangen bis zur oberen Kante, also die Höhlung, die durch die Wölbung über dem Tisch besteht, mitgerechnet.

Jetzt bin ich im Brief aber so oft gestört worden, daß ich nicht mehr weiß, wo ich ich anfangen soll. Und nun geruht der Oberfeldwebel, mich noch obendrein zu einer Partie Schach einzu­laden. So sage ich Dir denn auf Wiedersehen und will Dir nur noch schnell zum soundsovielsten Mal, sodaß es Dir sicher bald langweilig wird, sagen, wie lieb ich Dich habe. Ich habe Dich ganz schrecklich gern, Dich und Dorotheechen. Einen festen und ganz langen Kuß gebe ich Dir noch und bleibe immer Dein getreues Mannchen.

Ein mit den Ließems befreundetes Paar