Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 4. Oktober 1939

4. Oktober 1939

Liebe Elsbeth!

Vorerst einen recht herzlichen Gruß und viele Küsse, alle die, die ich am Sonntag noch versäumt habe. Wir sind mit dem Wagen wieder glatt hier gelandet. Es war ein komisches Gefühl, nach den 2 Tagen, bzw. Nächten, Bett wieder ins ach so dürftige Stroh zu kriechen. Aber ich habe mir wieder für lange Zeit Mut und Freude bei Dir geholt. Stelle Dir mal vor, an dem Tag, wo ich ankam, bzw. Dienstag, wurden mir nicht weniger als 13 Briefe und Päckchen von Dir, von Adler, Dr. Fuchs, sogar ein Päckchen von Else [Huberts Frau], die Dich herzlich grüßen läßt, ausgehändigt. Der Segen kam auf einmal.

Nun eine Neuigkeit. Ich bin nun doch auf Schreibstube gelandet. Heute habe ich schon „Stiftenarbeit" getan; Briefe geschrieben, Linien gezogen usw. Heute Mittag gabs hier Braten mit Sauce. Doch etwas anderes, als Kappes und Möhren, wenn natürlich nicht so'n Essen wie bei Dir am Sonntag. Spricht Dorotheechen manchmal von „Vati"? Nicht, daß es den vergißt. Übrigens mit Boxels Georg läßt es sich jetzt evtl. leichter machen (!)

Liebes Moritzchen!

Die Post geht jetzt gleich ab. Ich will deshalb aufhören, damit Du den Brief etwas früher bekommst. Übrigens ist auch nicht viel Neues von hier zu berichten. Ich grüße und küsse Dich daher nochmals recht herzlich und bleibe

Dein Hannes.

Feldpostsammelstelle ist jetzt: Dortmund

Ein Jugendfreund von Johannes Ließem