Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 8. Dezember 1940

8. Dezember 1940

Meine liebe Elsbeth!

Leider habe ich gestern und auch heute keinen Brief von Dir bekommen. Wahrscheinlich hat für die Feldpost jetzt schon die Weihnachtszeit angefangen.

Für die Züge beginnt jetzt schon die Weihnachtsschlacht. Die Züge sind derartig voll, daß Urlauber manchmal 2 - 3 Züge nicht benutzen können und eine ganze Nacht bis zu dem Morgenzug warten müssen. Jetzt sind zwei von uns gefahren, die mit Mühe und Not hereingekommen sind, aber ihr Gepäck auf dem Perron haben stehen lassen müssen. Zufällig war unser Fahrer da, der die Gepäckstücke, alles Weihnachtseinkäufe für Frau und Kinder, wieder mit zurückgebracht hat.

Und trotzdem, wie freue ich mich jetzt schon darauf, einen solchen Zug benutzen zu können und wenn ich die 16 od. 18 Stunden auf dem Dach des Zuges zubringen müßte.

Inzwischen wirst Du nun den Mantelstoff usw. bekommen haben. Hoffentlich gefällt Dir nur alles. Wenn nicht, mußt Du das ganze vielleicht verkaufen. Abnehmer für Sachen ohne Punkte wird es ja genügend geben. Sieh dann nur zu, daß Du das entsprechende Geld wiederbekommst. Für Mantelstoff u. Futter = 42,- Mk. und f. Pelzbesatz 18,- = zusammen 60,- Mk.

Nun, liebe Elsbeth, grüße ich Dich und Dorotheechen recht herzlich. Ich gebe Dir einen festen Kuß und tue Dir alles Gute und Schöne an. Ich denke immer an Dich und bin Dein getreuer
Hannes