Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 28. November 1939

28. November 1939

Liebe Elsbeth!

Recht herzlichen Gruß von Deinem Mannchen. Auch vielmals Dankeschön für Deinen Brief. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Dorotheechen vor dem Schrank steht und „Vati Bief" ruft. Man wird dabei ganz gerührt. Du mußt Dorotheechen von mir grüßen. Wie Du ihr das nun beibringst, mußt Du Dir mal überlegen, Wie wärs mit einem Küßchen aufs Schnüßchen. Aber dabei sagen, daß es von Vati kommt aus dem Kiech.

Unser Spieß hat seinen Ehestand bei uns mit Rum und Wasser und Zucker, genannt Grog be­stätigt. Acht Tage Hochzeitsreise hat er gemacht nach Frankfurt. Es überlief mich richtig, als er davon erzählte und ich dachte schon wieder an unsere Hochzeitsreise. Ich will ihm gönnen, daß es bei ihm so schön wie bei uns war. Ob das möglich ist?

Was sagst Du eigentlich zu meinem Brieftempo? Du mußt aufpassen, daß Du alles bekommst. Von meinem letzten 2-Tage-Urlaub habe ich dir jeden zweiten Tag geschrieben.

Meinen Füller habe ich ja nun glücklich wieder, jetzt

fehlt mir aber das Feuerzeug. Das werde ich wohl nicht wieder bekommen. Sehr schade. Beim nächsten muß ich mehr aufpassen.

Im Augenblick ist hier ein recht behagliches Bild. Der Spieß liest gerade in dem Buch „Bunker 17". Der Kammer-Uffz. Derwald malt eine Eifellandschaft mit Blei-, Grün-, Braun- u. Rotstift und Blaustift. Es wird eine wirklich nette Skizze. Düwel sitzt in der Küche bei der Oma und der Sanni und klaft. Ich schreibe. Von draußen hört man nichts, wie der dumpfe Schritt des auf- und abgehenden Postens. Die Tischlampe brennt, also ein wirklich gemütlicher Abend. Dazu haben wir gerade noch das letzte Glas heißen Grog getrunken. Doch nun wird es Zeit, daß wir ins Bett gehen. Auch am Radio nebenan kommt gerade das Lied: Guten Abend gute Nacht. Ich sage Dir daher ebenfalls „Gute Nacht, liebe Elsbeth" und möchte hoffen, daß ich endlich einmal von Dir träume. Aber das ist so selten. Nochmals Gute Nacht und einen festen Kuß von

Deinem Hannes

(Wie ist es mit dem Arzt?)