Hannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 22. April 1944

22. April 1944

Meine liebe, liebe Elsbeth!

Lange habe ich nicht mehr geschrieben. Dienst, Dienst, Dienst. Nach dem Dienst muß ich dann den anderen Komp.-Trupp-Kram erledigen. Auch jetzt können es nur ein paar Zeilen sein, die ein Urlauber, der schon vor der Türe wartet, mit nach Deutschland nimmt. Dazu habe ich – von Deinem letzten Brief her – noch einen schlimmen Schrecken in den Gliedern. Vielleicht bist Du schon gar nicht mehr in Memmingen. Also, so schlimm steht es um Dich. All die Freude, die ich hatte, als ich hörte, daß die Behandlung so intensiv und gut sei, ist dahin und in mir ist ein Gefühl, als ob ich betrunken gewesen wäre. Was machen wir da nur. Meinst Du nicht, wenn Du mal für längere Zeit von Godesberg wegziehen würdest, nach Bayern, Schwarzwald oder sonstwo, das würde was helfen. Es muß doch was geschehen. Dann brauchtest Du auch nicht mehr wieder den ganzen Kram in Godesberg aus dem Luftschutzkeller erst wieder raufholen. Im Schwarzwald kämst Du schlimmstenfalls bei Jägers in St. Märgen unter, wenn Du kein Kurheim oder sonstwas erwischen könntest. Das wäre ja nicht die glücklichste Lösung, da keine dauernde ärztliche Behandlung.

Der Mann muß weg. Ich schreibe schnell wieder.

Ich küsse Dich innig und bin Dein trauriger Hannes.