Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 22. Februar 1940

22. Februar 1940

Liebe Elsbeth!

Das Datum oben ist noch von gestern. Das war ein Tag. Rate nun mal, was wir da zu 5 Mann getrunken haben. — 10 Flaschen Sekt. Herrliche Stimmung gibt das ja. Und keine Magen­beschwerden. Jetzt denkst Du sicher an das Lied: „Ja, so leben die Soldaten". Wir hatten schon des morgens angefangen um 10 Uhr. In der Mittagspause kam unser Oberfm. telefonieren. Er sah die Gläser und die Stimmung. Kurz nachdem er weg war, kam sein Bursche und sagte: Pionier Ließem und Rösgen sollen sich beim Oberfeldmeister im großen Dienstanzug melden. Nun gings aber. Haare gekämmt, Stiefel geputzt, Koppel um, Krätzchen auf, Handschuhe an und dann los. Angekommen, eine zackige Meldung: „Pionier Ließem und Rösgen melden sich im großen Dienstanzug zur Stelle. Es gab eine knappe Rüge und dann gings zurück und . . . . weitergetrunken. Heute morgen war er hier und hatte die Sache schon vergessen. - Im Batl. hatten sie Staubtücher. Da diese bei Euch doch sicher knapp sind, habe ich eins für Dich gekauft.

Heute fahren wieder 12 Mann in Urlaub. Ich sehe sie mit Schmerzen scheiden. Alle haben freudige Gesichter.

Ich kann leider erst einige Zeit nach Ostern kommen, das tut einem richtig weh. Aber die schönen Tage Dezember/Januar sind eben vorbei.

Ich habe nun meinen Füller endgültig verloren. Wenn Gutenberg noch einen zu 3.- RM hat, könntest Du mir gut einen schicken.

Nun, lieber Moritz, stelle ich fest, daß ich Dich noch überhaupt nicht begrüßt habe.

Das hole ich nun hiermit von Herzen nach. Ich drücke Dich mal ganz fest an mich und bilde mir dabei ein, daß alles was hier nicht schön ist, nicht mehr in meinen Gedanken ist.

Ich will an Dich und unser süßes Dorotheechen denken und an das Glück, daß uns verbindet. Du hast mir ja auch wieder mal einen so lieben Brief geschrieben und ich möchte Dich immer weiter küssen. Und dann des abends mich mit Dir auf die Couch setzen oder legen und dann wieder bewundern, was mir eigentlich geschenkt wurde durch Dich. Meine Sehnsucht nach Dir wird immer größer, nach Dir meine kleine, schöne herrliche Frau. Und unser Dorotheechen ist unser kleines Prinzeßchen. Euch beide herze und küsse ich zum Schluß noch mal ganz fest und bleibe, was ich Euch immer bin,

Euer treues Mannchen.