Hannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 16. September 1939

16. September 1939

Liebe Elsbeth!

Gestern Abend erhielt ich Deinen Brief vom 2. September und vorgestern den vom 7. Sept.

Ich kann heute nicht viel schreiben, da ich etwas am rechten Unterarm habe. Es ist nicht schlimm, aber unangenehm. Ich grüße dich lieber Moritz, recht herzlich und auch Dorotheechen, das liebe Blag. Hoffentlich kommen nur bald die Bildchen, auch eins oder mehrere, wo du an der Ostsee mit drauf bist.

Was das Schreiben anbetriftt, hätte ich am liebsten, wenn Du jeden Abend Dich schriftlich mit mir unterhalten wolltest. Es ist,

wie Du Dir denken kannst, meine größte Freude am Tage. Marke brauchst Du nicht aufzukleben, wenn Du „Feldpost" drüberschreibst.

Wäsche brauch ich keine und mit den Taschentüchern mach es doch am besten so, daß Du Deinem Vater von mir welche gibst.

Also liebes Busselchen, ich muß jetzt aufhören. Mir geht es noch sehr gut. (Im Wald und auf der Heide, auf Stroh und mit jedem Tage „Eintopfsonntag"). Hoffentlich geht es Dir auch jetzt mal besser. (Wieviel mal am Tage.)

Das Pullöverchen muß Dorotheechen ja gut stehen. Ich glaube, sie weiß garnicht mehr, daß sie einen Vati hat. Wenn ich mal in Urlaub komme

mit Stiefel, Schiffchen usw., wird sie wahrscheinlich bange vor mir sein und sich wehren, wenn Vati ihr ein Tüßchen geben will. Dann bekommt Mutti dafür eben zwei oder noch mehr, wenn sie recht lieb ist, und das ist sie ja. Den 19. September wollen wir in Gedanken zusammen feiern. Wir wollen dann nochmal an unseren Hochzeitstag denken und all das Schöne, was wir schon zusammen erlebt haben und noch werden.

Viele herzliche Grüße und einen herzhaften Kuß von

Deinem Hannes,

Grüße auch an die Eltern usw.