Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 23. September 1940

23. September 1940

Meine liebe Elsbeth!

Drei Briefe von Dir (17., 18., 19. 9.) liegen vor mir. Was alles an Liebem darinnen ist, macht mich zum reichsten Mann der Kompanie und ich danke Dir für alles Schöne recht sehr.

Also, Klaus ist zuhause. Als er Dich in dem schönen Hausanzug sah, sagte er da nicht, jetzt wolle er auch sich eine Frau nehmen? Kann er machen, nur nicht mein liebes Frauchen.

Also, Du hast Dich über das Päckchen gefreut und die Brosche hat Dir gut gefallen. Das freut mich auch sehr und auch, daß Du es gerade an dem Tag bekommen hast. Hat Dein Mannchen das nicht fein arrangiert? Ja sooo ein Mannchen! Ich weiß nicht mehr recht, ob ich Dir geschrieben habe, daß es afrikanische Handarbeit (Algier) ist, denn den Brief mußte ich vor einigen Tagen in großer Eile schreiben. Sie ist aus reinem Silber mit der Hand getrieben und sie wird bestimmt zu Dir passen. So hast Du auch gleichzeitig ein Andenken aus Paris.

Es freut mich, daß die Bilder etwas geworden sind. Hoffentlich kommen sie nur bald an. Das Schiff, was Du meinst, ist ein durch eine Stukabombe zerstörter kleiner französischer Kreuzer, der in verschiedenen Illustrierten und in der Wochenschau gezeigt wurde. Die richtige Zerstörung kann man sich aber erst so richtig vorstellen, wenn man das Ding so ganz nahe vor sich gesehen hat. Das Schiff liegt am Strand von Dünkirchen.

An die „elegante Französin“ kann ich mich nicht so recht erinnern. Kann es nicht ein Straßenbild sein, wo sie zufäl-

lig mit draufgerutscht ist? Na, Genaueres schreibe ich Dir mal.

Ich habe nun mein Zimmer etwas wohnlich eingerichtet. Die zahlreichen Bücher etwas ordentlich in die Bücherregale gestellt, 2 Väschen gekauft und Blumen hineingestellt und verschiedene Bilder aufgehängt. Die Möbel sind modern und fast hagelneu. Es ist das Privat-Arbeitszimmer des Arztes gewesen. Es sieht ungefähr im Grundriß wie folgt aus:

Bei schönem Wetter saßen wir immer abends auf der Veranda und tranken uns „ein“ Gläschen Bier. Morgen will ich Dein Bild auf meinen Schreibtisch stellen. Es ist ein würdigerer Platz, als die Schreibstube, die etwas dumpf ist. Die Fenster so hoch, daß man nur dann hinaussehen kann, wenn man sich auf die Zehen stellt. Dazu kann man es nicht öffnen und obendrein ist es sogar noch mit einem schweren Eisengitter versehen.

[Der Rest des Briefes fehlt]