Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 16. Dezember 1939

16. Dezember 1939

Liebe Elsbeth!

Da bist Du wohl erstaunt über das Päckchen was? Nun kannst Du Dir ja mit der Taschenlampe heimleuchten. Die Schokolade u. die „Rundchen" lasse Dir und Dorotheechen recht gut schmecken. Sie sind von Mutters Weihnachtspaketchen.

Also sage zu Hause bitte nichts davon, um niemand zu kränken. Gerade gibt mir der Oberfeld­webel das Paket Keks mit einem schönen Gruß für Dich und es solle Dorotheechen gut schmecken. Nett, nicht wahr.

Deinen Brief vom 13., den Du am 14. in den Kasten geworfen hast, ist heute schon angekommen. Ich kann Deine Stimmung gut nachfühlen. Hoffentlich ist die Kerbe an Dorotheechens Köpfchen, dem lieben, nicht weiter schlimm geworden.

Denk Dir mal, von Tante Anna aus Köln habe ich ein regelrechtes Weihnachtspäckchen bekommen mit Zigaretten, Gebäck, einer Kerze und einem Karton Briefkarten. Ich habe mich sehr darüber

gefreut, zumal ich ihr noch niemals geschrieben habe.

Mit Weihnachtsurlaub sieht es mieser denn je aus. Aber wenn ich nicht kommen kann, sei doch nicht traurig, ich bin ja auch so bei Euch beiden. Und ich hab' Euch doch so lieb, das weißt Du ja. Wie gern man sich hat, kann man ja in Worten überhaupt nicht ausdrücken. Es ist ja der schönste Lohn, den wir für all unsere gehabten Sorgen geschenkt bekommen haben. Oder würdest Du nicht nochmal das mitmachen, wenn es die Garantie für unser Glück wäre? Denk' aber nicht, der hat gut reden, denn ich fühle doch auch mit meinem Frauchen mit. Und wie lecker ist unser Dorotheechen? Kannst Du sie nochmal wegdenken. Gib ihr nochmal von Vati die bekannten 3 Küßchen, eins aufs liebe Mäulchen und zwei läßt Du Dir für mich auf die „Bäckchen" geben, daß es knallt. Vielleicht höre ich das Knallen bis hier herauf.

Also, liebe Elsbeth, zum Schluß sei recht herzlich gegrüßt und oft geküßt von Deinem

Mannchen