Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 9. April 1941

9. April 1941

Meine liebe Elsbeth!

Ich grüße und küsse Dich zum Anfang ganz herzlich und innig. Nun habe ich seit 10 Tagen keine Post bekommen und warte sehnlich darauf. Aber es geht ja allen so. Und bald wird ja auch hier unsere erste Post erscheinen.

Mit den meisten Bauern hier kommen wir gut aus. Es ist komisch, zum erstenmal wieder mit der Bevölkerung Deutsch sprechen zu können. Man hat unwillkürlich das Gefühl, sich zu unterhalten. Wenn man eine Aufschrift irgendwo sieht, denkt man immer noch, sie müsse französisch lauten.

Ich renne weiter von morgens bis abends in den Unterkünften, Ställen und bei den Bauern herum und sehe, daß alles in Betrieb bleibt. Unser Pilkenroth ist immer noch nicht zurück.

Das Wetter ist herrlich, nur sehr kalt. Besonders nachts friert es Stein und Bein. Heute morgen waren es z. B. 5 Grad unter Null. Somit diese Nacht noch kälter. Trotzdem kehren schon vereinzelt

die Störche zurück. Unsere Quartierfrau erwartet in diesem Monat auch etwas vom Storch. Es ist ja kein Wunder, wenn die Tiere auf dem Dach nisten.

Und was macht denn unser kleines, liebes Dorotheechen? Die könnte mal nach hier in „Erholung“ kommen. Hier sind Kühchen, Kälbchen, Hottapferdchen, Schweine, Hühner, Gänse usw.

Und Du? Geht es Dir nun besser? Ich hätte doch so gern, wenn Du bald wieder gesund wärest.

Ich küsse Dich nochmal ganz fest auf Deinen lieben Mund und überall dahin, wo Du es gern hättest. Ich bin immer Dein getreuer Hannes.