Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 11. Februar 1941

11. Februar 1941

Meine liebe, liebe Elsbeth!

Und nun bin ich wieder hier. Eben habe ich mich mit dem Lesen der hier liegenden Briefe getröstet. Ich hatte ja dadurch etwas von Dir. Aber was ist das doch gegen die Wirklichkeit.

Nun feierst Du morgen Deinen „28“. Geburtstag ohne mich. Hast dafür aber ja noch eine schöne Erinnerung. Diese Erinnerung schenke ich Dir noch zu dem anderen. Aber nun, liebe Elsbeth, wünsche ich Dir für Dein neues Lebensjahr vor allen Dingen einmal endliche Gesundheit. Wir wollen die Zeit vom 12. 2. 41 bis zum 12. 2. 42 „das Jahr der Gesundung“ nennen. Und auch sonst wünsche ich Dir alles das, was ein liebendes Mannchen nur wünschen kann. Ich bin auch weiter und immer ein „junger Verliebter“.

Meine Rückfahrt gestaltete sich weniger dramatisch. Bis Maastricht habe ich sogar gesessen und mich mit dem jungen Droste aus Godesberg unterhalten, der in Paris dasselbe ist, was Dein Bruder Franz ist. Nur ist Droste nicht Gefreiter. Ab Maastricht mußte ich aber stehen. Aber die 6 Stunden Stehen

waren nicht so schlimm, weil der Gang nicht überfüllt war.

Das Wetter war ja an diesem Tage großartig. So recht geschaffen, um mit Frauchen einmal zur Venne, oder zum Heiderhof oder sonstwo zu spazieren.

Am Donnerstag fährt Mergen seine zweiten 14 Tage. Seine Tante ist gestorben, die er beerbt. Im Vertrauen sagte er mir, daß für ihn ein sehr schönes Haus und etwa 10.000,- Mark in bar dabei absprängen. Stell’ Dir das mal vor. Nun ja, wir haben uns bei unserer Geburt nicht die richtigen Tanten ausgesucht. Vielleicht entdeckst Du mal eine in Deiner Verwandtschaft. Aber wenn nicht, versuchen wir eben, ob wir „ohne“ „nur“ so glücklich wenigstens bleiben wie bisher.

Und nun denke ich nochmal an die schönen, schönen vierzehn Tage, die für uns beide und auch für Dorotheechen noch lange lebendig bleiben. Der Chef hatte mir, um mir wahrscheinlich den Übergang in’s Neue so angenehm wie möglich zu gestalten, mein Zimmer etwas nett machen lassen, mit frischem Grün in den Vasen usw.

Ich halte Dich ganz fest lieb und küsse Dich ganz innig auf Deinen lieben, lieben Mund und bin immer Dein treuer
Hannes