Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 26. März 1940

26. März 1940

Liebe Elsbeth!

Nun wieder allein. Waren es nicht ein paar wunderbare Tage? Ja, doch. Wie bin ich froh, daß im letzten Moment noch alles geklappt hat. Und bei den Leuten war es doch auch ganz nett - auch für Dich mal eine Abwechslung.

Wie bist Du denn angekommen. Hoffentlich bist Du nicht bis Berlin durchgefahren. Was sagte Dorotheechen, als sie Dich, holdes Weibchen wieder sah. Hat sie auch nach mir mal gefragt?

Wir sind hier mitten in Aufbruchstimmung. Ich schicke Dir schon mal Verschiedenes. Auch der Schlafanzug ist dabei, in dem ...

Mein alter Truppführer, wobei ich zuerst Außendienst gemacht habe, erfuhr von der Ostergeschichte und war bös, daß ich ihm nicht Bescheid gesagt hätte. Er hätte Dich doch gerne kennengelernt.

Mergen und Rösgen sind heute nochmal schnell für eineinhalb Tage in Urlaub gefahren.

Ja, liebe Elsbeth, nach den Tagen weiß man wieder mal nicht recht, was man schreiben soll. So will ich Dir nochmal sagen, wie schön es war und wie sehr gern ich Dich habe. Man hat für ein solches Verhältnis ja gar keine Worte und wir beide sind doch wirklich zu beneiden. Oder nicht?

Ich meine, je länger die Trennung dauert, je inniger wird unser Verhältnis und je lieber haben wir uns. Manchmal meint man ja, einmal müßte der Höhepunkt da sein. Aber immer wird es noch schöner um uns zwei (oder drei.).

Ich brauch auch nicht bange zu sein, daß Du mir mal was in den Kartoffelkuchen tust. Und ich bin gar nicht bang vor der S.S.

So, jetzt ist aber genug geschmust. Aber es verlangt einen immer wieder sich gegenseitig zu sagen, wie gern wir uns haben.

Jetzt gebe ich Dir noch einen festen Kuß und natürlich auch Dorotheechen und bleibe Euer Hannes und Vati