Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 21. Juli 1940

21. Juli 1940

Meine allerliebste Elsbeth!

An 2 Tagen 11 Briefe von Dir, ein ganzes Heftchen. Du kannst Dir meine Freude vorstellen und ich küsse Dich für jeden Brief hundertmal. Nun kannst Du Dir ja ausrechnen, wie oft das ist.

Du fragst, ob ich öfter Motorrad führe. Da muß ich sagen: Leider nein. Ich führe schon mal ganz gern ab und zu. Aber wenn ich mal rauskomme, ist es meistens mit dem P.K.W. Gestern habe ich auch mal eine Stunde geritten. Das ist eine wunderbare Sache. Nur tun mir heute die Beine weh vor Muskelkater. Und dann fragst Du, weshalb ich Uffz. geworden bin. Als Rechnungsführer allein kann normalerweise einer nur Gefr. sein. Aber bei mir ist es doch so, daß der Spieß sich um den Geschäftsbetrieb gar nicht zu kümmern braucht und so leite ich diese unter dem Komp.-führer ganz allein. Ich bekomme jetzt alle 10 Tage 14,- RM Wehrsold und 10,- RM Frontzulage = 24,- oder im Monat RM 72,-. Dazu kommt natürlich „freie Kost und Logis“.

Ach, Elsbeth, ich muß immer wieder an Deine Briefe denken, wieviel Liebes und Gutes darinsteht. Es wird mir ganz warm dabei und ich meine, ich müßte Dich so an mich ziehen und Dich küssen und liebhalten. Ich drücke meinen Kopf fest an Deine Brust und suche mit meinem Mund zwei liebe Stellen. Dann legst Du Deine Arme um meinen Nacken und drückst mich fest

an Dich. Dann nehme ich Dich auf und trage dich zur Couch und dann geschieht ach so was Schönes, daß ich jetzt kaum an die Wirklichkeit zu denken wage. Aber, das kommt ja nun doch noch einmal wieder. Und darauf freue ich mich so sehr.

Daß Hubert das EK II gekriegt hat, freut mich sehr. Ich kann mir aber auch denken, daß er, wie im gewöhnlichen Leben, so auch als Soldat nicht bange ist.

Die Post muß nun weg. Man wartet nur noch auf meinen Brief. Ich will daher mit den besten Grüßen an Dich und Dorotheechen schließen und Dich nochmal herzlich küssen. Ich, ach ich weiß gar nicht was ich all an Schönem Dir noch antun soll und kann kaum Schluß finden. Ich meine, ich müsse mich immer weiter mit Dir unterhalten, und wenn es auch nur lauter verliebtes Zeug ist. Ganz schnell noch einen letzten Kuß

Dein Dich liebender und verehrender und Dich auf Händen tragender verliebter
Hannes

(Ich schreibe immer noch jeden 2. Tag)