Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 24. November 1939

24. November 1939

Liebe Elsbeth!

Wieder bin ich gestern denselben Weg gefahren, von dem ich Dir im letzten Brief geschrieben habe. Unterwegs habe ich gelöhnt und bei dieser Gelegenheit ist mir mein Füller abhanden gekommen. Man sieht es wohl auch an der Schrift. Nimm nun einen herzlichen Gruß und einen festen Kuss von mir für Dich. Ein Stückchen davon kannst Du auch für Dorotheechen abschneiden. Aber halte ja für Dich noch genug übrig.

Heute kommt unser Spieß wieder. Wir haben schon eine fabelhafte Urkunde, mit Gedicht, entsprechenden Skizzen und zwei schweren Siegeln aus rotem Siegellack über seinem Bett aufgehängt.

Wie ist es mit dem Schränkchen? Hat Bollig schon damit angefangen? Es wäre doch schön, wenn der Schrank auch gleich mit geändert würde. Wir hätten dann auf einmal alles egal und harmonisch. Du brauchtest ja nur alles auszuräumen, wobei Dir Leni ja helfen könnte. Mit dem Transport hast Du ja nichts zu tun. Dann wäre ja alles auch in Butter. Links das Schränkchen, rechts der Schrank und daneben unser schöner neuer Krug. Ich bin mal gespannt, wie sich dann die Wohnung ausmacht.

Wie ist es eigentlich mit Leni ausgelaufen?? Kann sie bleiben?

Lieber Moritz! Obschon ich gerade aus dem Urlaub komme, habe ich schon wieder Sehnsucht nach Dir. Aber das brauch ich unserem Chef garnicht zu sagen, denn daraufhin bekomme ich natürlich keinen Urlaub. Wenn er Dich natürlich mal sehen könnte, wäre die Sache anders, denn dann könnte er alles begreifen. Dann müßte er ja alles verstehen können. Aber auch das muß leider unterbleiben. Ich bleibe damit natürlich einfach auf meiner Sehnsucht sitzen.

Ich bin dauernd abgelenkt und kriege nichts Gescheites mehr zusammen. Ich will aber jetzt schon unüblicherweise Schluß machen und Dich und Dorotheechen nochmals herzlich grüßen und küssen

Dein Hannes

Der Schreiner der Ließems