Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 2. August 1940

2. August

Meine liebe, liebe Elsbeth!

Ich muß Dir für Deine 3 langen Briefe heute danken, besonders für den letzten „unendlich langen“. Man möchte, daß die Briefe gar nicht aufhören. Ich grüße Dich recht herzlich und gebe Dir einen festen Kuß.

Es ist ja allerhand, was in Godesberg alles in Urlaub ist. Auch bei uns ist, wie Du inzwischen wohl durch Josef Bergheim erfahren haben wirst, der Urlaub wieder schwach angegangen. Jede Woche fahren 10 Mann, darunter 1 Uffz. Nun hatte ich ja das „Pech“, in Detmold gefahren zu sein und muß nun abwarten, ob und wann ich bei dieser langstieligen Rechnung an die Reihe komme. Z. Zt. ist Mergen weg und will Dich, wenn er dazu kommt, einmal besuchen. Die Zigarren hat er bekommen und sich sehr darüber und über den netten Brief gefreut. Ich habe nicht geschrieben, weil er selbst geantwortet hat.

Wenn Du mal in einem Geschäft (Zigarrengeschäft) Rothändle-Zigaretten bekommen kannst, kannst Du mal welche schicken. Unser Chef macht nämlich alle verrückt darnach.

Ich muß noch viele Briefe, auch an Deine und meine Mutter, sowie an Kallmeyer und die Firma usw. beantworten. Aber ich komme und komme einfach nicht dazu und Du kannst ihnen ja lediglich das sagen. Natürlich wird alles beantwortet, aber wann?

Ich muß mir manchmal für Deine Briefe schon 10 Minuten auf 10 Minuten heraussuchen und oft schreibe ich dann mit diesen Raten an einem solchen Brief einen ganzen Tag. Aber jetzt ist es ruhig für eine halbe Stunde und die wollte ich ganz allein für Dich haben.

Das mit Sonntags [Eisenwarengeschäft] ist gut. Was die Leute nicht alles für eine Handvoll Bohnen tun! Na, ich schicke ja so ziemlich laufend, wie Du siehst. Aber die Leute hier haben den Braten auch schon gerochen und verkaufen ihn schon mit 3,- - 3,50 RM. Das ist für hiesige Preisverhältnisse eine riesige Summe. Aber ich bekomme ihn schon mal „billig“.

Am Morgen des 3. August.

Nun habe ich gestern abend Deinen Brief doch wieder nicht zu Ende bringen können. aber er geht doch heute morgen noch mit. Die Kerle warten dann eben nochmal ein bischen.

Liebe Elsbeth! Ich küsse Dich ganz fest auf Deinen Mund, Deine Augen und Deine Stirn und auf die Spitzen Deiner schönen Hügelchen. Ich nehme sie in meine Hand und halte Dich lieb und dann erwidere ich das Schöne, was Du in Deinem Brief angedeutet hast, was Du mit mir tun willst an Schönem. Ach, ich bin doch ein „verliebter junger Ehemann“ und bei einem solch lieben Frauchen ist das ja auch kein Wunder. Was soll ich nun noch mehr sagen? Ich hab Dich lieb. Ich hab Dich lieb, ich hab Dich lieb.

Ich bin immer und immer Dein

ganz getreuer und Dich verehrender
Hannes