Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 12. Februar 1940

O.U., den 12. Februar 1940

Liebes Frauchen!

Also, heute wird mein geliebtes Frauchen 26 Jahre alt. Nochmals herzlichen Glückwunsch. Man kann an dem Tage einen so schönen Rückblick halten auf all das Schöne, was wir von Anfang an, daß wir uns kennen, erlebt haben. Wenn ich auch bedenke, daß wir schon so viel Pech gehabt haben, können wir doch sicherlich nicht verkennen, daß das in Anbetracht des Anderen verblaßt. Was haben wir doch für Freude an uns und Dorotheechen erlebt. Wie waren doch Deine englischen Aufgaben so schön interessant und spannend. Auch die „Zusammenkunft mit dieser Katinka“ hatte doch solch nettes Nachspiel. Mit dem grünen Kleid warst Du ja damals der Inbegriff „meines Mädchens“. Und soviel könnte man ja alles anführen; aber das weißt Du ja gerade so wie ich. Weißt Du noch, wie ich mich bei dem Stromschwimmen für Dich ganz allein so angestrengt habe. Wenn Du nicht am Rhein gestanden hättest, wer weiß, ob ich als Erster angekommen wäre, denn bei Mehlem war ich damals schon reichlich ausgepumpt.

Liebe Elsbeth! Wir haben hier Deinen Geburtstag auch in etwa gefeiert. Ich habe für jeden eine Flasche Bier spendiert, die wir dann auf Dein Wohl getrunken haben. - Prosit - !

Nun sag' aber mal eins. Ist es mit Dir denn im Allgemeinen schlechter geworden, oder was hast Du denn? Du kannst Dir denken, daß ich in allem Glück, in dem wir leben, doch immer in Sorge um Dich bin und an Dich denke. Will denn die Geschichte [denn] überhaupt nicht besser werden? Was sagt denn eigentlich der Arzt dazu? Ich meine, es muß doch einmal besser werden. Es ist ja so schlimm, zu denken, daß es sich überhaupt nicht ändert. Nimmst Du denn wenigstens, was der Arzt verordnet? Tu mir doch bitte den Gefallen und sei recht fleißig in der Befolgung seiner Anordnungen.

Dein Kuchen und die Zigaretten sind gut angekommen. Wir wollen ihn morgen früh zum Kaffee mal vornehmen. Ich dank' Dir auch schön für Deine Mühe.

Übrigens war gestern Künze Köbes [Freund] hier. Wir waren 2 Stunden zusammen und es war sehr nett. Das Bild, was Du ihm geschenkt hast, hat ihm sehr gut gefallen. Es ist schade, daß er so schnell wieder zurück mußte.

Nun, liebe Elsbeth, gute Nacht. Ich grüße Dich mit einer kräftigen Umarmung und einem festen Geburtstagskuß Dein Hannes

 

[Am linken Rand]:

Mit dem Gefreiten ist es so, daß der Kompanieführer uns befördert hat. Das Bataillon stellte jedoch anhand eines alten aus dem November stammenden Befehls fest, daß die Beförderung zum Gefreiten erst nach einer 6-monatigen Dienstzeit erfolgen kann. Also wieder runter mit dem Winkel.