Hannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 23. September 1939

23.9.39

Liebes Frauchen!

Wieder mal einen herzlichen Gruß und festen Kuß für Dich und Dorotheechen. Von Dir habe ich leider noch immer nichts gehört. Hier ist noch immer das Alte. Schreibe mir doch bitte mal bald wie es Dir geht und auch, wie es mit der finanziellen Geschichte läuft. Nach Deinem Brief von vor 14 Tagen habe ich kein Lebenszeichen mehr von Dir. Auch das Paketchen habe ich noch nicht. Ich habe allerdings etwas munkeln hören, als ob das Höchste,

was an Feldpaketen befördert wird, ein Päckchen sein darf. Vielleicht erkundigst Du Dich an der Post oder schicke mir das bestellte Zeug in Päckchen. Es kostet nichts.

Also nun, liebes Frauchen, wie hast Du den Hochzeitstag zugebracht? Wahrscheinlich, wie alle anderen, nicht wahr. Aber zumindest hast Du doch sicher etwas an mich und an unsere Hochzeit und die schöne Reise gedacht. Weißt du noch, wie wir des Abends nicht vor 10 Uhr im Hotel sein wollten?

Mit meiner Hand wird es

langsam besser, aber immer noch klappt das Schreiben, wie Du siehst, noch immer nicht recht. Es kommt aber aus dem Herzen.

Gestern hatten wir Appell im Drillich und vorgestern im Tuchanzug. Kritischer als unser Zug­führer kann eine Hausfrau auch nicht urteilen, da sollen die unmöglichsten Flecken, die noch nicht mal mit Benzin rausgehen, mit Bachwasser (kalt) drausgehen. So sahen sie aber auch nachher aus.

Vielleicht fährt Gruppenführer Faßbender, Kronprinzenstr. 32, heute nach Godesberg und bringt Dir diesen Brief. Du kannst

ihm ja dann Sachen mitgeben, wenn Du sie noch nicht abgeschickt hast. — Nur das Photozeug nicht, denn es darf neuerdings nicht mehr geknipst werden.

Nun, liebe Elsbeth, grüße ich Dich nochmals herzlich und küsse Dich und Dorotheechen feste.

Dein Hannes.

Hast Du den Brief, den ich damals Faßbender mitgegeben habe, bekommen?