Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 14. Dezember 1939

14.12.1939

Liebe Elsbeth!

Nach einer sehr guten Zugverbindung, nirgendwo hatte ich einen nennenswerten Aufenthalt, kam ich gestern abend um 1/4 vor 11 Uhr hier oben ohne Matsch an.

6 Briefe und 2 Päckchen fand ich vor. Du kannst es mir glauben, der Kuchen hat fabelhaft ge­schmeckt; gar kein Vergleich zu dem von zu Hause. Auch die andern haben sich anerkennend geäußert. Also lags scheinbar doch an der Ofeneinstellung.

Nun nimm in aller Ruhe die allerherzlichsten Grüße von mir. Es war doch sooo schön wieder. Zu Hause gefällt es mir immer besser. Jedesmal, wenn ich komme, meine ich, es wäre alles viel schöner geworden. Auch Du gefällst mir, muß ich sagen. Du bist ja so . . . ja, ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll. Aber Du weißt ja, wie ich das meine. Und Dorotheechen war ja die letzten 2 Tage so nett und lieb.

Deine Briefe, die ich hier vorfand, sind ja durch mein Dasein erledigt. Nur eins wußte ich nicht. - Siebengebirgsbuchhandlung, Buch Mai -. Also, bei Bosch gehst Du nach Möglichkeit nichts mehr kaufen und wenn doch, nur gegen bar und gegen Quittung. Diesen Betrieb mit diesem Kerl bin ich nun endlich satt.

Ich bin überzeugt, daß wir das Buch bezahlt haben. Natürlich weiß ich das Datum nicht und meines Wissens existiert auch kaum eine Quittung. Daß wir nun seine Gedankenlosigkeit dauernd finanzieren sollen, sehe ich nicht ein.

Also, liebe Elsbeth, nimm nochmals schöne Grüße und viele Küsse von mir, halt Dich weiter wacker und geh noch vor Weihnachten zum Arzt. Du bist immer, ob ich da oder hier bin, mein innigstgeliebtes Frauchen an das ich immer denke.

Dein

Mannchen

Dr. Franz Mai war ein naher Freund der Ließems