Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 8. Oktober 1939

8. Oktober 1939

Lieber Moritz!

Leider mußte ich Dich die letzten 4 Tage vernachlässigen. Seitdem ich nämlich auf der Schreib­stube bin, komme ich kaum noch dazu, mich zu rasieren. Jetzt, auf den Sonntag, habe ich einen regelrechten Bart. Es ist allerdings warm hier und wir haben prima Essen. Wir gehen nämlich unsere Mittagportionen roh holen und lassen sie uns von der „Oma", die Frau hier im Hause, getrennt zubereiten. Heute Mittag hatten wir Rindfleischsuppe, Braten, Kartoffeln mit leckerer Soße und Apfelkompott.

Die Arbeit ist interessant; Rechnungsführung, usw. Mit den doppelten Fußlappen gehe ich in den Stiefeln jetzt so schön, fast wie in Pantoffeln.

War das in Godesberg doch schön was? Man hat jetzt ein so zufriedenes Gefühl und zehrt noch immer von den 1 ü Tagen. Ich hoffe, daß Du Dich jetzt auch etwas beruhigt hast, nachdem du gesehen hast, wie gut es Deinem lieben Mannchen geht.

Ich denke oft an Dorotheechen, wie es nachher fast garnicht mehr von mir fort wollte, ich aber der Eile wegen kaum noch darauf achten konnte. Das leckere Busselchen hat mir viel Freude gemacht.

Hoffentlich klappt das nun mit dem Geld. Du mußt unbedingt, wenn Du nichts mehr

hast, zu Frenkler gehen. Hast Du übrigens den Mantel oder den Stoff dazu gekauft. Reiche mir eine „Zeichnung" ein, wie er werden soll.

Liebe Elsbeth, ich verabschiede mich von Dir mit den frohesten Wünschen und den besten Grüßen, küsse und herze und drücke Dich sooo oft wie Du vertragen kannst oder haben magst und bleibe immer

Dein lieber Hannes.

Nochmals:

jetzt Sammelstelle Dortmund (nicht mehr Frankf.)
Feldpost-No. 11593

Arbeitskollege von Johannes Ließem