Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 20. Februar 1941

20. Februar 1941

Meine liebe Elsbeth!

Zuerst nimm mal einen herzlichen Gruß und festen Kuß von mir. Dann muß ich meine Freude über die Bilder ausdrücken. Auch wenn sie manches zu wünschen übrig lassen, freue ich

mich doch über die netten Stellungen Dorotheechens und auch von Dir. Niedlich ist, wie Dorotheechen fotefiert und das Fingerchen aufs Mündchen hält. Man hört richtig, wie sie sagt:

Pscht, nicht daß Mutti sieht, daß Dorotheechen sie fotefiert. Auch Dich finde ich auf allen Bildchen sehr schön, wenn man von den technischen Dingen absieht.

Aber Du bist doch meistens in einer ganz natürlichen Stellung in Deiner vollen Schönheit zu sehen und die Hauptsache ist, daß alles wieder zurückgerufen wird, was wir kürzlich Schönes gehabt haben.

Auch besonders für Deine lieben Briefe, davon ich jetzt drei auf einmal erhielt, danke ich Dir ganz herzlich. Mit am meisten Freude hat es mir gemacht, daß Dorotheechens vorbildliche Pflege von „maßgeblicher Stelle“ so schön anerkannt wurde. Da kann ich ja auch nicht mit meinem Lob hinter dem

Berge halten. Es fragt sich nur, an welchem Lob Dir mehr gelegen ist, an dem von der „maßgebenden Stelle“, oder an meinem.

Mit meinem Magen geht es schon. Mach’ Dir darum keine Sorgen. Heute mittag habe ich noch mal aus gegessen. Von der Linsensuppe gestern hatte ich nämlich „genippt“, aber heute

mittag gabs sogar „Graupensuppe“ und Du weißt ja! So habe ich nebenan im Lokal hintendurch gegessen und es hat mir fabelhaft geschmeckt.

Für Frau Mauch habe ich 1 kg Bohnenkaffe (ungebrannt) gekauft. Sie soll Dir dafür 12 RM geben. Dann [be]hälst Du das Geld als Zuschuß zu den Fotografien. Den Kaffee schicke ich ab.

Und nun, liebe Elsbeth, tue ich Dir alles Liebe an, küsse Dich auf Deinen lieben Mund, Deine Augen und auf die zwei so süßen Stellen.

Ich bin immer Dein treuer Hannes.