Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 26. Februar 1940
26. Februar 1940
Liebe Elsbeth!
Vorerst mal einen herzlichen Gruß Dir und unserer kleinen Prinzessin.
Wir haben uns hier neben der Schreibstube noch ein kleines Stübchen eingerichtet. Einen Raum haben wir durch eine Bretterwand geteilt. Das eine Abteil ist „Schlafkabinett" für 4 Mann, darunter auch ich; und das andere ist unser Wohnstübchen. Wir haben eine Eckbank um den Tisch und es scheint ganz gemütlich zu werden. Es sind zwar nur rohe Bretterwände, ungehobelt, aber es kommt einem bald vor, wie ein neues Heim. Vielleicht legen wir auch zusammen und kaufen Rupfen.
Ich habe jetzt von dem besagten Feldmeister ein Buch gelesen: „Herrin und Knecht" von Utsch. Es ist ein sehr schöner Bauernroman. Übrigens, mir fällt gerade ein: ich habe alle Wäschepakete erhalten. Und in meine Pakete habe ich immer einen Brief hineingelegt bis auf eines. Da hatte ich beim Zuschnüren
festgestellt, daß der Brief daneben lag. Dann habe ich sie einfach getrennt, aber mit der gleichen Post abgeschickt. Und nun macht mein liebes Frauchen mir wegen der unregelmäßigen Arbeit der Post Vorwürfe. Und ich bin doch so unschuldig, wie ein Lamm.
Bei uns wird es nun langsam frühjahrliches Wetter. Aber jetzt fängt auch der Matsch wieder an. Daß Dorotheechen solche Fortschritte macht, freut mich sehr. Ich kann mir kaum vorstellen, daß sie schon so viel spricht, finde es aber sooo schön.
Der Gefr. Schmitz wird ja wohl bei Dir gewesen sein. Ich habe ihm ein kleines Päckchen und einen Brief mitgegeben. Hast Du nicht gedacht, als Du den schweren Schritt auf der Treppe hörtest, es wäre ein anderer, z.B. Dein geliebtes Mannchen. Aber das kommt auch nochmal. Und wenn ich dann oben stehe, ach, es ist jetzt gar nicht auszudenken, wie schön es ist. Aber als Vorschuß küsse und herze ich Dich jetzt schon mal ganz fest und innig.
Ich bleibe immer Dein
liebes Mannchen