Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 27. November 1940
27. November 1940
Meine liebe Elsbeth!
Heute kamen Deine Briefe von Donnerstag und Samstag an. In beiden waren sogar Zigaretten, die bei mir immer knapper werden. Ich danke Dir auch recht sehr für alles Liebe und Gute, was Du mit mir tun willst. Ich werde mich darin „revanchieren“.
Dann haben ja an Deinen Namenstag doch viele Leute gedacht.
Übrigens, dieser Werner Oellers ist doch sicher der, der früher immer in der „Godesberger“ die netten Kurzgeschichten in die berühmte samstägliche Unterhaltungsbeilage brachte. Ich glaube, er ist ein Bayer.
Das muß man ja sagen, Dorotheechen hat ja „originelle“ Verschen. Aber, sie weiß ja schließlich nicht, was sie damit sagte, sonst hätte sie es bestimmt nicht gesagt. Dafür sage ich aber nur: „Mutti soll lange leben und lieben!“
Daß Dorotheechens Kleidchen so nett geworden ist, freut mich. Aber wenn Frauchen Borde drauf näht, muß es ja schön sein. Aber wenn es Dich so sehr anstrengt, machst Du nächstens nichts mehr selbst. Warte damit lieber, bis es wieder geht.
Wegen des Mantelstoffes, ja, z.Zt. sind die Urlauber nach Bonn knapp. Nach Köln kommt schon mal eher jemand. Aber das hat doch sicher keinen Zweck, oder wie?
Wir haben jetzt schon bald eine Woche „die Anstreicher im
Hause“. Josef Bergheim ist auch dabei. Mein Zimmer ist wirklich nett geworden. Es fehlt nur die Hauptsache drin. Rat' mal.
Das Bett ist breit genug. Also wegen „ruhig schlafen“ brauchtest Du Dir keine Sorge zu machen.
Nun, liebe Elsbeth drück ich Dich wieder ganz fest an mich und küsse Dich überall hin. Ich halte Dich von Herzen lieb und bin immer Dein getreuer Hannes
(Könntest Du mal ein kleines „Päckchen“ mit Zigaretten schicken — R 6 od. Astra od. Attikah?)