Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 29. November 1940

29. November 1940

Meine liebe Elsbeth!

Zuerst eine Neuigkeit. Vielleicht bin ich Weihnachten u. Heiligabend doch zuhause, aber höchstens 2 - 3 Tage. Meinen Urlaub nehme ich dann im Januar. Freust Du Dich? Ich ja!

Nun, liebe Elsbeth, herzlichen Dank für Deinen letzten Brief. Er hat mir, mit der Impferei von Dorotheechen, viel Freude gemacht.

Wie ich Dir schon schrieb, bin ich jetzt meistens nur noch halbe Tage auf der Schreibstube. Ich arbeite den „Uffz." Mergen so etwas ein, damit er meinen Kram in etwa mitmacht. Als ROA kann ich doch auf die Dauer nicht Rechn.-Führer bleiben. Der Chef will mich aber anscheinend auch nicht in den Außendienst tun. So sehe ich eben in der Schreibstube hauptsächlich nur noch „nach dem Rechten". Du könntest übrigens Mergen zum Uffz. gratulieren. Das würde ihn bestimmt freuen. Wir waren (Mergen am allermeisten) baff über den Uffz.

Daß Dorotheechen sich so tapfer beim Impfen gehalten hat, läßt mein Vaterherz vor Freude schwellen. Ja, wir haben eine Tochter, die sich sehen lassen kann. Aber Frauchen hat es auch richtig und geschickt mit Überlegung

angefangen. Beide, Frauchen und Dorotheechen sind ja Prachtkerle.

Wie ist es nun mit dem Pflichtjahrmädel ausgelaufen? Es ist ja treu, wie man sich für Dich bemüht. Hoffentlich bekommst Du nur wieder ein so nettes Mädel wie Leni.

Und nun, meine liebe Elsbeth! Was soll ich nur mit Dir tun? Such Dir einmal etwas ganz, ganz Schönes aus. Wir wollen uns dann aneinander erfreuen und ich gebe Dir noch extra einen festen Kuß auf Deinen lieben, guten und schönen Mund. Ich bin immer Dein getreuer
Hannes