Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 14. Januar 1941
14. Januar 1941
Meine liebe Elsbeth!
Zur Begrüßung gebe ich Dir einen festen Kuß. Hab’ auch vielen Dank für Deine beiden Briefe. Also Dorotheechen denkt, ich habe richtig mit ihr telefoniert. Das ist ja nett. Ich hätte das aufgeregte Persönchen mal gern dabei beobachtet.
Übrigens, heute habe ich für Dich 3 Paar Achselblätter (auf Deutsch: Schweißblätter) ergattert. Mehr wollten sie nicht abgeben. Ich soll in huit jours nochmal kommen retour. Für Mutter habe ich 8 Netze bekommen. Aber 2-fädige Wolle ist nicht zu haben. Nur die dicke zum Pulloverstricken. Und diese ist natürlich für Maschinenstrickerei nicht zu gebrauchen.
Aber sonst habe ich auch noch rein garnichts von dem in Godesberg Bestellten beschaffen können aus dem einfachen Mangel an Zeit. Ich bin noch nicht einmal zum Schreiben gekommen. Außer Dir habe ich seit ich hier bin, noch niemand anderem geschrieben. Wenn einer mal etwas sagen sollte, kannst Du ihm das ja erklären. Mit dem Anzugstoff oder Kostümstoff warte ich noch mal; ebenso mit dem Mantel. Wenn ich nämlich einmal einen schönen Radioapparat (Allstrom) kriegen kann, kaufe ich den. Dann könntest Du ja das Kostüm von dem vorhandenen Stoff machen lassen. Ich habe ja noch Anzüge. Der Zahlmeister hat sich jetzt ein schönes 5-Röhren-Gerät zu 120,- Mark gekauft. Zu Hause bezahlst Du dafür bestimmt 280,- – 350,- Mark für. Nur fabrizieren sie hier fast nur
Wechselstromgeräte.
Heute schneits hier feste wie im dicksten deutschen Winter.
Unserem Spieß geht’s ja gottseidank besser. Er reißt Witze, lässt die Leute im Lazarett, die ihm nicht behagen, schon stramm stehen usw.
Und nun, liebe, liebe Elsbeth, nehme ich Dich auf meinen Schoß und drücke Dich fest, fest an mich. Ich küsse Dich noch mal ganz fest und innig auf Deinen lieben, guten Mund und denke nur an Dich. Ich bin immer Dein treuer
Hannes.