Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 17. Januar 1941

17. Januar 1941

Meine ganz, ganz liebe Elsbeth!

Also, unser Stümpchen zieht sich die leckeren kleinen Schühchen mit einem guten Löffel an. Das ist aber nett. Ich habe mir meine Schuhe aber nicht mit dem Löffel angezogen, weil die nur so an die Füße flutschen. Aber ich erinnere mich jetzt, daß sie zuletzt sagte: „Vati, Schühchen anziehen!“ Sie meinte damit ihre eigenen. Da sie nicht an ihre leckeren Füßchen gingen, sie

hatte ja zum Ausgehen so dicke Strümpfe an, sagte sie: „Augenblick“, rutschte von der Couch herunter, stiefelte zum Schrank und kam mit einem Löffel heran. Und ich, anscheinend ein schlechter Erzieher, fummelte ihr damit ahnungslos die Schühchen an. Und jetzt hat natürlich mein geliebtes Frauchen Arbeit, diese Unsitte, von den Vätern ererbt und gelernt, dem lieben Pusselchen wieder auszutreiben.

Also, Laterna-magika hat Dorotheechen gesehen. Da muß ich ja wohl bei meinem Urlaub sicher auch mal eine Vorstellung geben. Ich habe doch auch so nette Märchen vom kleinen Muck, Zwergnase, Kalif Storch, Robinson usw. Da kann man diese netten Märchen erzählen und gleich illustrieren. Ich freue mich schon darauf wie ein kleines Kind.

Übrigens der Spieß hat keinen Beckenbruch. Bergheim ist

nicht genau orientiert. Ich glaube aber nicht, daß ich mit meinem letzten alten Urlaub (Im ganzen habe ich noch 2 Urlaube vor mir) bis zu seiner Genesung zu warten brauche. Von dem Arbeitsurlaub habe ich noch nichts gehört.

Sonneborn, Dein unbekannter Freund, ist gestern aus Urlaub zurückgekommen. Er fand einen Brief von Dir vor, worüber er sich freute. Er freute sich auch, daß ich ihm extra ein besonders schönes Buch zurückgelegt hatte. Du weißt ja – von der Sendung, von der wir alle ein Buch bekommen hatten.

Und nun grüße, küsse, herze und umarme ich Dich ganz, ganz innig und bleibe immer Dein getreuer
Hannes