Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 18. Februar 1941
18. Februar 1941
Meine liebe Elsbeth!
Bei der Post scheint eine Stockung eingetreten zu sein, denn Deine Post läuft nur schleppend ein.
Übrigens, sämtliche Bekleidungsgeschäfte und alle ähnlichen Läden sind schon zur von der Zeit meiner Rückkehr an geschlossen. Es heißt, es wird Inventuraufnahme unter staatlicher Kontrolle gemacht, was wiederum heißt, daß diese Waren rationiert sind und nicht mehr an uns abgegeben werden. Genaueres kann ich allerdings erst sagen, wenn die Geschäfte wieder geöffnet werden. Sag’ auch gelegentlich bei Fuchsens und meinen Eltern Bescheid.
Ach, nun weiß ich schon nicht mehr, was ich von hier schreiben soll. Wahrscheinlich, weil meine Gedanken fast stets bei Dir sind. Ich kann Dir ja gar nicht sagen, wie lieb ich Dich habe. Wie freue ich mich wieder auf meinen nächsten Urlaub. Wie schön wird es in unserem „Wintergarten“ werden, wenn das „Haupt der Familie“ mit dem „Herzen der Familie“ auf der Couch sitzt und den „Sprößling“ der Familie vor sich mit den Klötzchen
spielen sieht.
Liebes Dorotheechen!
Vati weiß, daß Dorotheechen jetzt schöner sein Breilein ißt, das die liebe Mutti immer so schön zurecht macht. Daß Das mußt Du auch weiter tun und sogar noch mehr essen, damit mein liebes Dorotheechen groß und stark wird und gesund bleibt. Denn Dorotheechen muß ja schnell machen, daß es der lieben Mutti helfen kann. Du mußt Dich jetzt schon üben.
Also, sei schön lieb und brav und mach’ uns viele Freude. Ich gebe Dir ein feines Küßchen und halte Dich ganz fest lieb.
Immer bin ich Dein Vati
Und Dir, liebe, gute Elsbeth, bin ich immer Dein treues Mannchen, daß Dich jetzt auf den Schoß nimmt, Dich lieb hält und Dir einen festen und innigen Kuß gibt.
Dein Hannes.