Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 22. Februar 1941

22. Februar 1941

Meine liebe, liebe Elsbeth!

Mit einem glücklichen Gesicht habe ich Deine letzten Briefe gelesen und schon oft die Bilder wieder und wieder gesehen. Nun muß ich Dir etwas sagen.

Im Mitte März kann ich nicht kommen. „Leider“ muß ich schon meinen Urlaub in den Anfang März legen. Ist es Dir dann recht? oder paßt es Dir nicht? Ha – Ha! Wer weiß, für wie lange diesmal der Urlaub reichen muß?

Und noch etwas. Habe ich die Steuerkarte abgeschickt, oder liegt sie noch da? Dann mußt Du sie unbedingt sofort an die

– Heeresstandortgebührnisstelle Bonn –

schicken mit einem kurzen Begleitschreiben.

Als „Betr.:“ gibst Du an:
Betr.: Kriegsbesoldung Uffz. Johannes Ließem, geb. 13. 9. 09

Also, Dorotheechen will kein kleines Kind mehr sein, ja, sogar noch nicht einmal unser kleines Liebchen: Was fangen wir denn nun mit einer großen Tochter an. Dann müssen wir sie ja jetzt bald schon mit zum Ball nehmen, damit sie

einen Mann mitkriegt. Ja, wen suchen wir denn dazu aus? Mit dem kleinen Lippai hab’ ich’s mir überlegt. Ich meine, das wäre nichts. Schließlich hat er die Magenschmerzen von seinem Vater geerbt. Und unser Dorotheechen muß dann wärmen. Und Dorotheechen soll doch auch sicher erst mit 34 Jahren heiraten. Und der Mann muß unbedingt ein „Akademiker“ sein.

Ist Frl. Heckmann immer noch verlobt?

Da habe ich mal wieder ein Quatschzeug zusammengeschrieben, nicht wahr. Aber ich bin im Augenblick in einer übermütigen Urlaubsstimmung, obwohl ich erst – noch keine 2 Wochen wieder hier bin.

Ob der nächste Urlaub wieder so schön wird?

Na, wir wollen unser Möglichstes versuchen.

Bis dahin küsse ich Dich im Geiste noch recht, recht oft und bin bis dahin und immer Dein getreuer Hannes