Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 28. Februar 1941
28. Februar 1941
Meine liebe Elsbeth!
Vielen Dank für Deinen gestrigen Brief. Ach, ich freue mich ja so auf jedes Lebenszeichen von Dir, Du kannst es gar nicht glauben. Und erst, wenn ich nächste Woche selbst komme.
Morgen abend kommt Mathieu wieder von seinem „Erbschaftsurlaub“.
Übrigens: „Die neuen Augen“ habe ich gefunden. Die hast Du mir sicher wieder mit eingepackt. Nun, ich bringe sie nächste Woche mit.
Gummi habe ich jetzt bekommen und zwar für 18,– Mark. Hutgummi, Durchziehgummi weiß 20 m, 20 m Durchziehgummi rosa, breiter Gummi für die Strümpfe, aber ohne Knopflöcher.
Die kannst Du ja sicher selbst reinmachen. Wenn Du nicht weißt, wohin mit dem Zeug, dann kriegst Du es sicher bei den Eltern los.
Stoff habe ich keinen bekommen. Dann nimmst Du eben den Anzugstoff für Dein Kostüm. Wenn der Krieg aus ist, bekomme ich bestimmt schon wieder was. Denn sie müssen doch den Soldaten dann Kleiderkarten oder Punkte geben.
Mit Deinem Magen ist es also auch schlimmer geworden. Das ist ja nun traurig. Ich hatte auf Dr. Lauerburg so große Hoffnung gesetzt. Aber anscheinend ist der auch nicht imstande, meine geliebte Elsbeth zurechtzuflicken. Das kann aber doch unmöglich so bis ins Endlose gehen.
Wir sind doch noch beide jung. Ob ein homöopathischer Arzt da nicht mehr erreichen sollte? Wir müssen auf jeden Fall etwas tun. Mit meinem Magen habe ich in der Zeit seit meinem letzten Urlaub nichts mehr gehabt. Also erübrigt sich auch die Wärmeflasche.
Und nun, liebe, liebe, gute Elsbeth, nehme ich Dich auf meinen Schoß und küsse Dich ganz andächtig auf Deinen lieben, süßen Mund und überallhin wo Du willst.
Ich bin immer Dein getreuer Hannes.