Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 24. April 1941
24. April 1941
Meine liebe, gute Elsbeth!
Gestern kamen Deine beiden Osterpäckchen an. Recht vielen Dank. Der Kuchen schmeckte sehr schön, trotzdem er nicht mehr ganz frisch war. Auch über Deinen Brief habe ich mich sehr gefreut.
Gestern habe ich zum erstenmal das neu angekommene Mädchen unserer Quartierleute gesehen. Sie heißt … Elsbeth. Man kann sich gar nicht denken, daß unser Ströppchen auch noch vor 2 ¾ Jahren sooo klein war. Eigentlich sollte es ein Junge werden, denn Frau Nehm sprach die letzte Zeit nur noch von ihrem zu erwartenden „kleinen Erbhofbauern“. Aber nun Erbhofbauer n’a plus. Aber es wird genommen, was kommt.
Aber das mit Kellers?! Ist das möglich?
Unser Spieß ist noch nicht zurück. Er liegt jetzt mal wieder im Lazarett.
Von unserem Batl. sind nun noch eine Menge weg, die die Zahlmeisterlaufbahn eingeschlagen haben. Und zwar restlos. Hätte ich das damals auch gemacht, wäre ich auch weg. Aber, Du kennst ja meine Antipathie gegen das Kriegsverwaltungswesen.
Und nun zu Dir.
Es war sicher ganz vernünftig, Dich nochmal auf Schilddrüse zu untersuchen. Vielleicht finden sie jetzt einen Ansatz zur endgültigen Heilung. Jeder kleine Hoffnungsschimmer wirkt sich in mir direkt zu elefantistischer Hoffnung aus. Und ich warte sehnlichst auf den Zeitpunkt, wo ich wieder, wie früher, mit meinem lieben, kleinen Frauchen Spaziergänge und Fahrten machen kann. Und Dorotheechen trippelt fein mit.
Ist das nicht fabelhaft mit Jugostl Jugoslawien und Griechenland. Das dauert nicht mehr lange. Und hoffentlich kommt dann bald die der letzte Vormarsch gegen England. Ist das nicht ein Unterschied zwischen italienischen und deutschen Truppen? Man ist ordentlich stolz auf unsere Soldaten.
Und nun setzt Du Dich mir auf den Schoß und wir halten uns ganz fest lieb. Ich küsse Dich immer wieder auf Deinen lieben Mund und Deine Augen. Ich küsse Dich ganz besonders andächtig auf Deine liebe, schöne Brust und bin immer Dein getreuer Hannes.