Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 27. April 1941
27. April 1941
Meine liebe, liebe Elsbeth!
Einen innigen Sonntagsgruß und -Kuß Dir und Dorotheechen. Was bin ich reich geworden. Vorgestern kam der schöne, leckere Kuchen durch Feilmeier und auch Deine schönen Osternester und das Buch kamen am gleichen Tag. Ferner Zigaretten. Und vor allen Dingen: so liebe Briefe von Dir. Für all’ das Schöne recht herzlichen Dank. Den Kuchen haben wir schon gegessen und auch der jungen Mutter von hier nebenan habe ich ein Stück gegeben. Eitel oder stolz wie ein Pfau war ich, als ich so „nebenbei“ sagte: „Hat meine Frau selbst gebacken.“
In andächtigem Erstaunen ob solch einer Leistung meines Frauchens gaben sie ihre Bewunderung kund.
Und nun ist Sonntagmorgen. Es war herrlich. Ich konnte mich nochmal ausschlafen bis 6 Uhr 15. Und so bin ich denn auch etwas fröhlich gestimmt. Heute nachmittag mache ich vielleicht mit Mergen einen Spaziergang durch die Felder und den Wald. Unsere Kompanie hat fleißig geschafft. Aus Kuhställen, Abstellräumen für Pflüge, Eggen, alten Krempel usw. haben wir uns Unterkünfte gebaut.
Ich nehme an, daß Du jetzt auch meine Feldpost bekommst. Die Briefe laufen jetzt regelmäßig.
Liebe Elsbeth, jetzt sage ich Dir etwas, was ich schon unendliche Male gesagt habe, aber immer und immer wieder tun möchte. Ich habe dich ganz, ganz schrecklich lieb und möchte heute am Sonntag gerne bei Dir sein. Ich küsse Dich auf Deinen lieben Mund und setze mich zu Dir auf die Couch. Ich halte Dich ganz fest lieb und drücke dich fest an mich und dann halte ich Deine liebe Brust mit meiner Hand, ach und, ich habe Dich sooo lieb. Ich bin immer Dein treuer Hannes.