Johannes Ließem an seine Tochter Dorothea, 6. Februar 1943
Februar 1943
Zum Namenstag 1943
Mein liebes Dorotheechen!
Nun ist der Vati wieder mit dem Zug zu den anderen Soldaten gefahren. Es war schön, daß
der Vati nochmal bei der lieben Mutti und dem lieben Dorotheechen war. Das war schön. Kennst Du noch die Liedchen, die Mutti und der Vati gesungen haben? Nur über eines ist der Vati traurig, daß Du so schlecht essen willst und wieder am Däumchen lutschst. Wenn Du groß und stark werden willst, mußt Du tüchtig essen und Dich nicht immer nötigen lassen, sonst wirst Du immer klein bleiben und noch krank und schwach dazu. Und wenn Du weiter am Däumchen lutschst, wird das Däumchen ganz einschrumpfen und häßlich werden und wenn Du dann zur Schule kommst, wollen die anderen Kinder nicht mit Dir spielen.
Mit den Eierkarten von Dorotheechen habe ich mir leckere Eilein gekauft und sie haben mir soooo lecker geschmeckt.
Und nun zum Namenstag. Der Vati wünscht Dorotheechen viel Glück zum Namenstag. Das wird aber sicher ein schöner Tag werden. Wirst Du auch die liebe Mutti zum Kaffee und Kuchen einladen? Vielleicht bringt Mutti dann auch Blümchen mit, die Du Dir in ein so kleines Väschen stellen kannst. Das wird aber sicher ein feiner Nachmittag werden.
Du mußt mir auch schreiben, wie es an Deinem Namenstag gewesen ist.
So, nun gebe ich Dir ein feines Küßchen und halte unser Dorotheechen fest lieb. Das Küßchen soll Dir Mutti von mir geben.
Dein Vati