Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 1942
Die Geschichte von Elsbeth und Hannes!
Ein Waldfest, ei wie schön ist dies,
Wenn die Rosetta liebt den Fihs.
Und vorher schwer die Proben,
Doch muß man sie recht loben.
Denn Leute, hört, ihr müßt es wissen,
Sie mußten üben sich im Küssen.
Da dieses ihnen nicht mißfiel,
So übten sie auch . . . . nach dem Spiel.
Getreu dem Spruch, ich mag ihn leiden:
„Man muß stets in der Übung bleiben.
Unter Beckers Kaffeemühl’
Saß der Hannes abends viel.
Stieß sich auch recht oft daran,
Doch was macht das diesem Mann.
Konnt’ er doch aus nächster Näh’
Dabei seine Elsbeth sehn.
Doch nun hört, welche Geschicht
einfädelte der schlimme Wicht.
Während er mit Franzen sprach
Und für Mattes hatt’ ne Frag’,
Sang er mit verstelltem Ton.
„Elsbeth, acht Uhr Eissalon“!
Elsbeth antwortete englisch.
Das schien ihnen unverfänglich.
Und wie wars schön im grünen Wald,
Der Blumen Zier, der Vögel Schall,
Die zu der beiden Lieb
Zwitscherten ihr Lied.
Sodaß den beiden Glücklichen
Die Stunden viel zu schnell entwichen.
Bis Elsbeth rief: „Hannes, oh Graus,
Es ist gleich zehn, ich muß nach Haus“!
So wurden oftmals schöne Stunden
Zum Schlusse grausam unterbunden.
Doch hört, ‘ne lange Trennung kam.
Denn sag’ und schreib’ acht volle Tag
Elsbeth zur Freusburg wanderte
Der Hannes mit dem Schicksal hadert.
Des Glückes Füll’ packt einen Jeden.
Der Hannes greift daher zur Feder.
Er schreibt in einem Briefe fein:
„Ich bin jetzt abends viel allein!“
Die losen Streich’ sind nun verschwunden
Zu Schön’rem sind sie heut’ verbunden;
Denn der schöne Tag war da,
Wo beide sprachen froh ihr „Ja“!
(Ihr könnt hier auf dem Bilde sehn,
Was mit den beiden war geschehn)
Nach einem schönen Hochzeitsschmaus
Fuhren sie zur Mosel hinaus.
Ein neues Leben nun begann,
Da beide waren Frau und Mann
Als des Tages Hell’ erlischt,
Der Lampe Licht zu helle sticht,
Hörte man die beiden munkeln:
„Wir wollen doch das Licht verdunkeln“!
Und wenn nichts da, o, welche Chose,
Tuts auch schon Hannes’ Badehose.
Vergangen war’n der Monat neun,
Da wurden aus den zweien drei.
Es kam ein kleines, strammes Mädchen.
Sie nannten es das Dorotheechen.
Ein Jahr dann kam, in dem man sah,
Daß Dorothee, Prachtexemplar,
Lernt Lachen, Kriechen, Laufen, Lallen.
Sie wird fürwahr die Freud für Alle.
Doch als sie alt war stark ein Jahr,
Da schmetterte die Kriegsfanfar’
Gar mächtig übers deutsche Land.
Hannes reichte seine Hand
Der Elsbeth und dem Dorotheechen
Zum Abschied, doch ganz ohne Tränen.
Wie war der erste Urlaub schön.
Ihr könnt auf diesem Bilde sehn,
Wie dem geliebten Städtchen naht
Ein Lastfahrzeug mit dem Soldat.
Seit dem ersten Kriegsgeschrei
Sind nun vergang’n der Jahre drei
Er war in Frankreich und auch Rußland,
Wo er wie Jeder seinen Mann stand.
Und eines Tags, es war recht kalt,
Der Russ’ ihm eine Kugel sandt!!
Er kam dann rasch nach Deutschland rein,
Konnt sehen seine Lieben fein.
Inzwischen war nicht faul gewesen
Die Elsbeth, sie hat Dorotheechen
Erzogen zu einem guten Kind,
Wie man, fürwahr, nicht manches find’t.
In Minden, wo der Hannes liegt,
Viel frohe Tage ungetrübt
Verbrachten Elsbeth und auch Hannes
An Weser, Stadt und auch im Glacis.
Was mag wohl aus den Dreien werden?
Wir wollen hoffen, daß auf Erden
Sie weiter reines Glück genießen
Das sie in vollem Maß verdienen.
Froh gehe Eure Zukunft weiter
Das wünscht von Herzen Euch der Schreiber