Johannes Ließem an seine Frau Elsbeth, zum 19. November 1942

Meiner lieben Elsbeth zum
Namensfest 1942 ––

Zum Namensfest ich gratuliere.
Doch diesmal etwas präsentieren,
Ein Buch, ein Leuchter, oder sonstwas,
Gelang mir nicht; es ist kein Spaß.
Am Samstag von halb drei bis sechse
Rannt’ ich durch sämtliche Geschäfte.
Und rannte immer weiter, weiter,
Doch hörte ich nur immer: „Leider.....“.

Sollt’ dies der erste Festtag sein,
An dem ich Dir nichts schenkte? –– Nein!
Sagt’ ich mir, drum den Kopf gestützt
In meine Händ, daß es so blitzt
In meinem großen Geiste oben.
Und fürwahr, ich muß es loben,
Kam mir plötzlich die Idee,
Aufzuzeichnen unsere Eh’
Und auch das, was lag zurück,
So mancher frohe Augenblick.

Mit den Bildern ging es schon.
Doch dazu den rechten Ton
Für die Verseschmiederei
Zu finden, das ging ganz vorbei.

Manchmal doch verzagt’ ich schier
Höhnisch grinste das Papier,
das noch war ganz unbeschrieben.
Ach, ich tat es garnicht lieben.

Zigaretten ohne Zahl
Halfen mir auch dieses Mal.
Trotzdem darfst Du nicht kritisch sein.
Denn es ist nicht jeder Reim
So wie sie Herr Goethe schrieb.
Doch, mit Deiner großen Lieb’
Wirst Du schon mal übersehen
Wenn ‘nem Reim Gewalt geschehen.

Ich hoffe, daß die beiden Seiten
Dienen, Freud’ Dir zu bereiten.
Ich wünsche Dir, Du sollst es hören:
Zum Feste alles Gut’ und Schöne.
Auf das Du froh und glücklich lebst
Für Dich und mich und Dorothee.

Dein Hannes