3. Februar 1944

Meine liebe, gute Elsbeth!

Zuerst einen herzlichen Gruß und einen dicken Kuß.

Heute ist es mir schon wieder besser. Ich merke, auch wenn es wieder mal ein paar Tage nicht so gut war, wie es langsam aber sicher bergauf mit mir geht. Könnte ich das auch von Dir hoffen, wie schön wäre das. Du müßtest auch mal solch eine Kur machen. Ich glaube, Dir täte es ganz bestimmt wohl.

Gestern wollte ich mal steigen. Ich bin kam, nachdem ich so 2 Stunden geklettert war, auf einem Hochplateau an. Denselben Weg zurück konnte ich, da ich allein und ohne Seil war, ohne Lebensgefahr nicht mehr zurück. Ich mußte daher über das Plateau herüber und einen bequemeren Abstieg suchen. Das war aber eine

Arbeit. Bis zur Hüfte steckte ich im Schnee. Und so mußte ich ein ganzes Ende waten. Der Schweiß lief mir in Bächen herunter und ich kam und kam nicht vom Fleck. Für den Rest der Tage verzichte ich auf solche Touren. Als ich gegen Abend in San Martino ankam, war ich froh. Aber wie fertig war ich und einen Appetit hatte ich, der mich direkt beängstigte. Ich aß natürlich entsprechend und schlief entsprechend – dem vielen Essen. Jetzt bin ich ich wieder so leidlich zusammen.

Übrigens, Dein Brief an Mergen war doch zurückgekommen. Er hat jetzt die F.P.N°. 58223. Ich habe ihm heute auch geschrieben, ebenfalls an Onnen, Dech. Heimbach und Tante Anna. Ich bekomme jetzt so langsam meine Briefschulden von 4 Monaten weg. Hoffentlich hast auch Du alle meine Briefe bekommen. Ich habe dir ab 22. 1. ein über den anderen Tag regelmäßig geschrieben. Siehe einmal nach. In vielen waren

nämlich Bilder drin. Es wäre schade, wenn sie verlorengegangen wären. An Dorotheechen habe ich vorgestern einen Namenstagsbrief geschrieben. Heute kriege ich in einem Geschäft ein geschnitztes Figürchen. Das schicke ich ihr denn auch zum Namenstag.

So, und nun liebe, liebe Elsbeth, küsse ich Dich ganz fest und innig auf Deinen lieben, guten und schönen Mund und denke, ich sei ganz bei Dir. Ich bin immer
Dein Hannes.