Hannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 7. Februar 1944

7. Februar 1944

Meine liebe, liebe Elsbeth!

Gestern bin ich nochmal mit 2 Leuten von meiner Kompanie losgegangen ins Gebirge. Einer der Beiden hatte seinen Apparat mit. Ich hoffe, daß ich Dir im nächsten Brief ein paar nette Bildchen schicken kann. Hoffentlich sind sie netter, als die vorigen. Es war wieder mal sehr schön. Zum Schluß mußten wir durch eine fast senkrechte, etwa 150 m hohe Schlucht hinab, die vereist und verschneit war. Das hat Spaß gegeben, wenn auf einmal wieder einer absauste. Weh tat es nicht, da man ja im weichen Schnee war. Von der Höhe hatten wir einen herrlichen Blick. Ich glaube, daß die nördlichste, sichtbare Gebirgsgruppe schon Deutschland war. So habe ich wenigstens wieder einmal nach Deutschland hereingeschaut.

Leider ist die schöne Zeit bald vorbei. Am 12. Februar geht’s wieder weg. Ich muß sagen, daß ich mich sehr gut erholt habe. Ich bin wieder soweit, daß ich mir wieder zutrauen kann, den Dienst aufzunehmen. Ist das nicht schön! Ich meine damit, einmal, daß ich mich wieder so gesund fühle, und das andere Mal, daß ich nicht untätig bei der Truppe herumzulungern brauche. Ich glaube, daß damals die vielen Magenanfälle nur auf die Magengeschwüre zurückzuführen waren und nachdem jetzt die Schleimhautentzündung so langsam abklingt, ich wieder gänzlich gesund bin. (Könnte ich dies auch von Dir einmal wünschen [sagen].) Heute Morgen … höre und staune … ist sogar meine Medizin angekommen. In meinen kühnsten Träumen hätte ich dies nicht mehr zu hoffen gewagt. Ich bin ganz „stolz“ auf das „Erreichte“.

Weißt Du, worauf ich mich am meisten

freue? Wenn ich zur Truppe zurückkomme, finde ich dort bestimmt die erste Post nach meinem Urlaub von Dir vor.

Hast Du mein Päckchen bekommen?

Gestern abend habe ich nochmal gelacht. Wir hatten Kino. Es wurde „Der Maulkorb“ gegeben. Am besten haben mir ja Ludwig Schmitz und Paul Henkels gefallen. Weißt Du übrigens, daß Ludwig Schmitz Hauptmann irgendwo ist. Ebenso Theo Lingen ist Offizier. Man kann sich das gar nicht so recht vorstellen.

Und nun, liebe Elsbeth, küsse ich Dich herzlich und innig auf Deinen lieben, schönen Mund und bin immer
Dein Hannes