Hannes Ließem an seine Frau Elsbeth, 6. Juli 1944
6. Juli 1944
Meine liebe, liebe Elsbeth!
Gestern war ein glücklicher Tag. Eine Anzahl Briefe kamen auf einmal an. Ich danke Dir für alles Liebe. Zu Dorotheechens Geburtstag wäre ich ja gern dagewesen. Sie ist so nett, wenn sie eine große Freude hat.
Gestern war und vorgestern war der General hier. Vorgestern besichtigte er unseren Hörsaal (in dem nur Feldwebel und Uffz.) sind bei einem Planspiel an der Karte und am Sandkasten. Es ging gnädig aus. Gestern besichtigte er uns im Gelände. Wir waren nachher ziemlich zerschlagen. Es war heiß und wir sind hin- und hergewetzt in der Heide. Die liebe Sonne brannte stundenlang unbarmherzig auf den Stahlhelm nieder. Mit leichter Mattscheibe kamen wir in unsere Unterkunft zurück.
Daß Du die Medizin bekommen hast, ist ja schön. Hoffentlich nützt sie was. Ich bin einmal sehr gespannt.
Ich habe mich am vergangenen Sonntag einmal knipsen lassen und lege Dir einige Bilder bei. Schön sind sie ja nicht. Mein Koppel ist mir auch zu weit geworden.
Heute habe ich mir noch mal ½ Pfd. Butter geleistet. Kostet bald 20,- Mark. Aber ich brauche bei dem Dienst, wie er hier ist, mal was Zusätzliches. D.h.: hätte man die Möglichkeit nicht, würde man ja auch nichts kaufen. Du gönnst sie mir doch wohl? Aber mein Bäuchlein ist diesmal so ziemlich reff restlos verschwunden. Es ist ja schade, daß wahrscheinlich alles umsonst ist.
Es ist jetzt 22,00 Uhr. Und ich muß noch verschiedenes arbeiten. Für heute daher Schluß.
Ich küsse Dich ganz herzlich auf Deinen lieben guten Mund und bin immer
Dein Hannes.