Toni Roos an Sohn Gustav, 10. April 1939

Irrel den 10.4.39.

Lieber Gustav!

Deine Karte mit vielem Dank erhalten und hast Du betr. der Verpflegung nicht vergessen das gleiche nach Hause zu berichten. Du kannst dir ja keinen Begriff machen was für Probleme bezügl. einer Zusatzverpflegung für dich die Ostertage gewälzt worden sind. Wenn es nach der Ansicht der besorgten Omas Tanten Großtanten etc. gegangen wäre, so hätten die Dir bestimmt ein 10 Kilo Paket an Fresskalien zugestellt. Habe Dir ja schon geschrieben, daß Ostermontag eine Feststunde eingelegt war, höre dich vor allen Dingen mal um wann ihr Besuch empfangen könnt, nicht daß Elisabeth mal da angesauhst kommt und kann nicht zu dir, denn dies gäbe bestimmt ein Drama. Was nun deine Anfangsbeschäftigung anbelangt, so ist dies in jedem Lager dasgleiche und du wirst es begrüßen, wenn es an die Arbeit geht, erstens ist es gesund u. zweitens verkürzt

es die Zeit und macht Appetit. Was meine Person anbelangt, so kann ich dir sagen, daß ich noch keine Wohnung in Trier habe sende also nach Irrel wenn ich am 16. in Trier meine bekomme wird es von Irrel aus nachgesandt.

Du hast also den Osterspaziergang hinter Dir, wie ist es dort mit der weiblichen Bevölkerung bestellt hoffentlich nicht so Kühe wie hier. Hast du auch viel Freude mit dem Quetschenbeutel? oder gibt es bei euch keine Musik?

Bekam heute deinen Brief den du nach Hause geschickt hattest nachgesandt und ersehe ich daraus, daß du am 1.5.39 den ersten Ausgang bekommst. Deine Mama hat mir schon mitgeteilt daß in Anbetracht dessen eine Tour nach Much vorgesehen ist. Schreibe genau wie lange du Urlaub bekommst, und ob die Zusammenkunft in Much oder in Overath zustandekommen soll richtet sich natürlich danach, wie du Zeit hast. Die Sonderwünsche wird Mutter ja erledigen. Die Zeitungen

werden wir dir auch zustellen was aber am besten jeweils mit den Paketen erfolgt, da die Sache sonst zu teuer im Porto wird. Der Küchendienst hat dir wie mir scheint keine rechte Freude gemacht, ist denn nichts an Fresskalien abgefallen, bei uns beim Militär 1915 konnte man soviel essen wie man wollte. Wie mir gestern von dem Unterfeldmeister Surth mitgeteilt wurde habt ihr als Führer zur Hauptsache Oesterreicher stimmt das? Surth war ja auch in Much und seine Familie ist noch da. Wenn wir nach dort kommen wollen wir mal alles schön durchsprechen und was das gesunde anbelangt, so wird es schon stimmen, daß es für dich die reinste Erholung sein wird, und wenn der erste Schliff mal getan ist, bekommst du bestimmt noch viele Freude dort besonders bei den Lagerfestlichkeiten geht es immer, wenigstens in Irrel hoch her, zumal die

Damen der Umgebung immer eingeladen werden.

Also Gustav, wenn du etwas hast immer schreiben.

Ich habe mich in Trier gut eingelebt aber immer noch keine anständige Wohnung gefunden fahre dieserhalb noch immer nach Irrel. Habe heute zusätzlich noch eine Annonce aufgegeben mit meinen Wünschen und hoffe nun was vernünftiges zu bekommen.

Schreibe also nach Irrel. (oder p. Adr. an den Reichstreuhänder der Arbeit wenn es mal sehr eilen sollte)
Simeonstr. 7. Trier.

Also mein lieber Gustav alles Gute
mit Heil Hitler!
Vater

Wer ist der Herr Blatzheim aus Nürnberg?