Toni Roos an Sohn Gustav, 2. April 1941

2./4.41.

Lieber Gustav! Deine Briefe und die welche Du an Mutter gesandt hast mit Dank erhalten. Die Zeichnung des Muskoten ist ausgezeichnet. Habe zudem Mutter geschrieben, sie solle dich in finanzieller Hinsicht nicht zu knapp halten. Soviel Geld hat Elisabeth noch nie in den Finger gehabt wie augenblicklich und das isst auch nicht gut für sie. Was meinen Osterurlaub anbelangt, so hat man mir, das heißt uns allen einen Strich durch die Geschichte gemacht. Urlaub bekomme ich, wenn alles gut geht erst Karfreitag oder Samstag vor Ostern und wenn ich Pesch habe erst in der Woche nach Ostern oder gar keinen. Es tut sich dem Anscheine nach etwas. Zigaretten habe ich für dich ca. 100 Stck ergattert, ist belgisches Kraut und nennt sich Orientalisch. Bezügl. deiner Sache geht die Angelegenheit den Dienstweg, ob in 8 oder 14 Tagen muß man abwarten. Hier herrscht wie gesagt eine unheimliche Ruhe, daß es einem kalt den Rücken herunterläuft vor lauter Langeweile. Haben aus diesem Grunde vorigen Samstag eine „Bierreise“ durch Boulogne u. Calais unternommen, welche bis Sonntag Mittag 3 Uhr gedauert hat, anderenfalls wären wir bestimmt übergeschnappt. Dann hat man uns zu allem groben Unfug noch in Uniform gesteckt Rm 120,- Uniformgeld habe ich bekommen und eine Kluft in Arbeit gegeben. Sehe in dem Ding aus wie ein französischer General in Kriegsbemalung. Hier ist z. Zt. ein sonderbares Wetter Sonnenschein u. Wind habe mich bei dieser

Geschichte ganz übel verkühlt und laufe z. Zt. meiner Nase nach. Was treibst Du nun so den ganzen Tag? Spielst du den ganzen Tag über mit Drähtchen u. Schräubchen oder schießt ihr auch mal hin u. wieder scharf? Für Elisabeth habe ich wieder unheimliche Mengen Fresskalien zusammengeräubert. Wird ihr gut tun, braucht nichts zu kaufen und kann die Nüsselen auf die Kass tragen, das dies alles mein Geld kostet, ist Nebensache. Ihre Hauptsorge ist im Augenblick, daß keine Bombe in die schönen Sachen fällt. (Logik) Ob sie selbst etwas abbekommt bei einem Bombenabwurf kommt erst in zweiter Linie. In Jugoslawien haben wir uns schön blamiert. Erst waren diese Wanzisläuse so nette Leute und heute rast schon der serbische Wüstling durch die Lande und gibt uns Veranlassung heute oder morgen für Ruhe und Ordnung zu sorgen. O diese bösen Juden. Die Serben (obwohl heute minderwertig) wären nie auf den Gedanken gekommen. Die lieben Makaronifresser gehen auch dauernd siegreich zurück, da waren die Oesterreicher u. Türken im Weltkriege doch noch besser. Wenn das so weiter geht schließen wir glaube ich doch noch besser mit den Franzosen ein Bündnis, die leisten wenigstens noch Wiederstand. Schreibe mir mal gelegentlich und Kopf hoch wir gewinnen den Krieg auch gegen Amerika. Denn nachdem was ich hier gesehen habe, wird es den Angelsachsen noch sonderbar zu Mute werden wenn es richtig los geht, denn wir haben ein Zeug hier, daß es einem schwindlich wird. Also mit Gruß – allem Guten mit Heil Hitler Vater.

[Seite 1 – quer:] Soeben bekomme ich die Mitteilung, daß für Ostern ab heute der Urlaub gesperrt ist. Mahlzeit. Also dann kurz nach Ostern auch nicht schlimm.