Gustav Roos an seine Eltern, 17. Februar 1942

Göttingen, am 17.2.1942

Liebe Eltern!

Schon wieder eine traurige Nachricht! Gestern mussten wieder 40 Mann zur Vorstellung beim Arzt. Fast ausnahmslos wurden alle k.v. geschrieben. Und so auch ich! Seit dem gestrigen Tag bin ich also wieder k.v. Wir waren alle ziemlich geknickt; denn wir waren sämtlich bis 15.III. oder bis 1.IV. g.v.H. gewesen. Automatisch folgte darauf heute morgen die Versetzung. Meine Klamotten habe ich schon abgegeben. Wohin ich nun komme weiss ich noch nicht.

Ich schreibe es am Ende des Briefes.

Ja, das war ein Schlag!

Aber anscheinend hat man Leute notwendig, also k.v.! Na, man kann nichts dagegen machen, also wieder nach dem alten Wahlspruch: „Das kann doch einen Landser nicht erschüttern!!“

Ausserdem bleibe ich ja wenigstens so lange, bis meine Beisserchen in Ordnung sind! Also noch kein Grund zur Beunruhigung!

Sonst geht es mir noch ausgezeichnet. Körperlich und geistig wieder auf

jede Überraschung vorbereitet!

Am 18.2.1942

Also gestern mittag kam ich zum Ausbildungszug der Genesenden-Kompanie. Wir liegen in der Wörthkaserne, ein uralter Kasten, ohne Heizung. Kalt wie ein Eiskeller! Klamotten haben wir, die jeder Beschreibung spotten.

Heute hatten wir den ersten Dienst. Unterricht und 2 Std. Geländeflachrennen im tiefen Schnee. Schön ist’s nicht, aber annehmbarer als Russland. Es ist eben hier wieder Garnisonsbetrieb, also strammer.

Man hört hier jetzt allerhand Neuigkeiten. So z. B. führt Hosbach jetzt schon 2 Divisionen und ist Generalmajor geworden.

Weiterhin hört man, dass wir zwar noch herauskommen zum Einsatz, aber vielleicht

nicht nach Russland, auch nicht nach Afrika, sondern zu etwas ganz neuem! Mir wäre dieses Neue sehr sympathisch!!

Päckchen No. 2 noch nicht erhalten, hoffe aber es bald zu bekommen.

Sonst noch alles i. O.

Lass’ bitte schnell meine Uhr reparieren; dann kannst Du sie eventuell mitbringen!

Nun also Euch beiden alles Gute und herzlichste Grüsse!

Heil und Sieg!

Gustav