Günther Roos an Mutter Elisabeth, 30. Dezember 1944

Im Westen, den 30.12.44

Liebe Mutter!

Da nachher ein Mann von der Abteilung nach Berlin fährt, will ich die Gelegenheit nutzen, und Dir schnell noch einen Gruß schicken. Wahrscheinlich wartest Du schon lange auf Post von mir, denn wie ich gehört habe, geht so gut wie keine Feldpost weiter. Auch wir haben seit unserem Abmarsch noch keine Nachricht erhalten Ich habe es mir auch abgewöhnt, noch weiter zu warten. Man wird dann auch nicht enttäuscht.

Ja, was soll ich weiter schreiben? Es geht mir gut. Noch immer liegen wir in dem dummen Eifelnest und erwarten das neue Jahr. Landschaftlich ist es hier sehr schön. Hohe, mit Wald bewachsene Berge. Auf den Höhen liegen die Dörfchen, die stark zerschossen sind. Und über dem Ganzen liegt eine glitzernde

Schneedecke. Und eine Saukälte! Ein Glück, daß ich die Weste mitgenommen habe. Heute ist endlich der Himmel mit Wolken überzogen. Ein dicker Mühlstein fällt vom Herzen, denn mit den Jabos ist es hier ziemlich toll. Erschüttern können die uns allerdings nicht.

Wie lange wir hier noch bleiben, weiß ich nicht. Ich habe mich auf jeden Fall für einen Daueraufenthalt eingerichtet. Man scheint uns nicht nötig zu haben.

Wie geht es Dir denn? Was gibt es in Brühl Neues?

Alles Gute und viele Grüße

Heil und Sieg!
Günther

Auch viele Grüße an Familie Charles und Oma!
G.