Gustav Roos an Mutter Elisabeth, 4. August 1942

Russland, am 4.8.1942

Liebe Mutter!

Alles geht vorüber, auch die schöne Zeit hier in Stellung. Die ganze Front rennt vor, nur hier geschah nichts. Nun scheint auch in unserem Abschnitt Bewegung zu kommen. Unsere liebe, alte Rollbahn bietet das Bild des Vormarschs; Staub und Mü[..]. Panzer, L.K.W., Geschütze schieben sich nach Osten. Und auch wir werden in den kommenden Tagen wieder dabei sein. Marschieren! Zu Deiner Beruhigung kann ich Dir verraten, dass wir dieses Mal nicht mehr Stoßeinheit sind. Für uns wird es wohl in der Hauptsache heißen: Marschieren! Ohne uns geht es ja nun einmal nicht! Also hinein ins Vergnügen! Weit wird es wohl kaum gehen; denn unserer Vorwärtsbewegung wird sich, wenn ich mich nicht ganz irre, schon bald ein Ziel stellen.

Mach’ Dir also keine Sorgen um mich! Ein Marsch, wie dieser wird uns wohl kaum aus den Socken kippen! Wir haben im Vorjahr schon andere Sachen heruntergetippelt ! In dem Couvert, das beiliegt, sind Briefe, keine Liebesbriefe, sondern welche von Günther und mir. Verwahr sie uns geschlossen auf!

Heute schicke ich Geld. Die erste Zeit, als es soviel Marketenderwaren gab, ging es hier drauf. Nun, wo es seit fast 6 Wochen keine mehr gegeben hat, rollt der Rubel wieder in Richtung Heimat.

Ja, und nun, liebe Mutter, will ich für heute Schluss machen!

So oft es geht bekommst Du in Zukunft Nachricht von mir!

Nun alles Gute und
die herzlichsten Grüße!

Heil und Sieg!
Gustav