Günther Roos an Vater Toni, 25. Dezember 1944

Preischeid i.d.E., den 25.12.44

Lieber Vater!

Da nachher ein Mann meiner Batterie auf Dienstreise fährt, will ich die Gelegenheit nutzen, und Dir schnell schreiben.

Ja, nun ist wieder einmal Weihnachten, das 6. mal in diesem Kriege. Und dieses Jahr sieht uns im Angriff. Glaubst Du mir jetzt, was ich Dir schon immer schrieb?

Das Fest konnte ich auch ganz leidlich begehen. Es begann damit, daß ich mich badete und frische Wäsche anzog. Abends hatten wir mit der Einheit eine gemeinsame Feier, die sehr nett war. Zwar hatte das Christkindchen ein ziemliches Popöchen, aber der gute Wille entscheidet.

Nach der Feier haben wir noch bis

2 Uhr zusammengesessen und im „Alkohol geschwelgt“. Das war mein Weihnachten.

Es geht mir noch tadellos. Die Wunde heilt langsam aber sicher. Ich pflege mich auch entsprechend. Werden wohl noch bis nächstes Jahr hier liegen bleiben. Man hat uns nicht nötig.

Was machst Du denn eigentlich? Wo bist Du gelandet? Habe schon lange keine Post mehr erhalten.

Zum neuen Jahr wünsche ich Dir alles, alles Gute. Wir hoffen, daß das Jahr 45 endlich den Frieden bringt, und unsere ganze Kraft hierfür einsetzen.

Nochmals alles Gute und viele Grüße

Günther