Günther Roos an Vater Toni, 16. Mai 1944

Celle, den 16.5.44

Lieber Vater!

Nachdem ich gestern einen Brandbrief an Dich abgeschickt habe mir Rauchwaren zu schicken erhielt ich heute ein Päckchen von Dir. Es stimmt schon wenn man sagt: Wenn die Not am größten ist Gottes Hilf' (in diesem Falle Vaters Hilf') am nächsten. In dem Päckchen waren folgende Sachen: Zwei Päckchen Krüllschnitt, ein Paeckchen französischer Feinschnitt, eine Schachtel schwarze Zigaretten und eine Masse Zigarettenpapier, dafür zuerst einmal herzlichen Dank! Ebenfalls erreichte mich heute ein Brief, den Du am 12.5. beendet hattest. Für deine Ausführungen über die französischen Verhältnisse herzlichen Dank. Sie waren sehr interessant .Jetzt kann ich mir so ungefähr einmal ein Bild davon machen was bei euch für Zustände herrschen. Es scheinen ja dort die tollsten Verhältnisse zu sein. Die Zeitungsausschnitte sprachen Bände. Mit der Bande der Schüler der Fortbildungsschule hat man ja kurzen Prozess gemacht. Es ist 100 prozentig in Ordnung und man kann nicht hart genug mit diesen Brüdern verfahren. Man scheint doch endlich einzusehen dass mit Liebe absolut nichts erreicht wird und daher Rücksichten vollkommen fehl am Platze sind. Also weg mit dem Kroppzeug!

Du fragst mich weiter über den Lehrgang. Nun da ist nicht viel sagen. Unsere Hauptbeschäftigung ist Lernen und arbeiten. Es ist manchmal wirklich zum Kotzen wenn man bis in die Nacht hinein im Bau sitzt und Ausarbeitungen macht. Aber man hat es Bisher geschafft und möchte nicht jetzt im letzten Augenblick durchrasseln. Es wäre immerhin ärgerlich. Heute haben die ersten vom Lehrgang den Laufzettel erhalten. Wie ich Dir schon gestern geschrieben habe ist die Frage der Uniform auch ins rollen gekommen und habe Mutter entsprechend geschrieben. Das geht also auch in Ordnung.

Leider muss ich jetzt aber einmal Schluss machen da wir morgen in Bergen Scharfschüssen haben und so schon um drei Uhr aufstehen muss. Will aus diesem kühlen Grunde früh ins Bett gehen. Ein weiterer Brief folgt noch sobald ich einmal mehr Zeit habe. Bis dahin alles Gute und

Heil und Sieg!