Toni Roos an seine Frau Elisabeth, 10. Juli 1941

Trembola den 10.7.41

Liebes Lieschen.

Nach einer zweitägigen Tour von Krakowiec nach hier komme ich erst heute dazu Dir zu schreiben. Die Reise ging über Lemberg u. Tarnopol auf ca. 240 km. Dadurch, dass die Strecke derart mit Militär vollgestopft war sind wir im Durchschnitt 16 km die Stunde weiter gekommen. Ich habe schon viel in meinem Leben gesehen, aber die Vernichtung der Russischen Armmeen im Raume zwischen Lemberg und Tarnopol ist derart vollständig vorgenommen worden, dass ich wohl sagen kann Dünnkirchen ist hiergegen eine Spielerei gewesen. Die 120 km lange Strecke ist besäht mit Tanks und Geschützen aller Kalieber. Machienengewehre Gewehre Munition, Berge von Gasmasken, Automobile Flugzeuge, Fuhrwerke tote Russen und Pferde säumen die Strassen und liegen stellenweise in Haufen aufeinander. Bei der Hitze ein Gestank kaum zu beschreiben. Die Beerdigung der Russen wird von den Juden vorgenommen unter Aufsicht der Ukrainischen Miliz, und wenn sie damit fertig sind, werden sie erschossen. Jeder Jude der den Ukrainer in die Finger fällt, ist erledigt, ob Frauen oder Kinder spielt keine Rolle. Heute morgen habe ich eine Erschiesung in Trombowla auf offener Strasse erlebt, der Jud wollte nicht mit in die Starostei, darauf erschoss ihn der Milizsoldat vor der Türe, und liess ihn liegen. Dies ist die Rache der Ukrainer für die Erschiessung ihrer nationalen Führer. Alle Juden waren russische Funktionäre. In Trombola einer Stadt von ca. 20000 Einwohner sind von den Juden und Kommunisten alleine 420 Nationalukrainer erschossen oder abgeschlachtet worden, ersteres war noch gnädig. Wenn das Pack über uns gekommen wäre dann hätte die alleinseeligmachende Kirche einpaken können. Hier steht keine Kirche mehr alle ausgebrannt oder in Kinos verwandelt. Ein Kraft durch Freude Ausflug nach hier wäre für die Sorte Himmelswanzen die wir so in Brühl herumstrolchen haben bestimmt angebracht, ich glaube manch eine würde sodann (d. h. wenn die Verkalkung nicht zu weit vorgeschritten) anders denken lernen. In Lemberg habe ich einen Teil der ca. 5000 hingeschlachteten Ukrainer gesehen um sofort umzugehen, soetwas von Sadismuss, zur Hauptsache an Frauen begangen lässt sich nicht beschreiben. Ein Ukrainer der seine Frau suchte und fand legte die mit der Bestattung beauftragten Juden 11 Mann hintereinander um. Die Truppe ist gestern wieder ca. 150 km weiter vorgestossen, unheimliche Züge von Gefangenen kommen durch, unterernährte zerlumpte Kerle, ¾ ohne Schuhe. Im Raume zwischen Cernowitz und Trembowla hat eine Schlacht stattgefunden, wobei etliche russische Armeen eingekesselt und vernichtet worden sind. Näheres ist noch nicht bekannt, doch soll die Geschichte noch toller sein wie bei Lemberg. Unsere Verluste sind derart minimal, dass man es kaum fürmöglich hält. Wie das kommt ist mir ein Rätsel, und dabei verteidigen sich die Kaukasischen und Tartarische Regimenter bis zum Schluss. 72 to Tanks mit 10 Mann Besatzung sind oft

durch einen Pak einschuss erledigt. die Besatzung liegt schwarz verbrannt und nackt in der Kiste drin. Wenn man bedenkt dass die Panzerung der Mamuttanks 10 cm stark ist, kann man sich ein Bild von der Durchschlagskraft der Geschosse machen. Das Land hier ist schön und fruchtbar. zu essen gibt es hier in rauhen Mengen, genau wie in Frankreich, aber hier können wie die Franzosen sagten die deutschen Kartoffelkäfer nicht alle wegfressen, dafür ist zuviel hier. Mir geht es wie gesagt sehr gut, was uns hier nur Kummer macht ist die Lokusfrage. Gestern Nacht ist Dr. Baumann im dunkeln an einen ruhigen Platz gegangen, dabei hat ihn eine Gans in den Hintern gebissen. Hier alles möglich.

Mein Büro habe ich z. Zt. in dem Bürgermeisteramt eines Vorortes von Trembowla. Im Volkshause nebenan fuhrwerken die Medizinmänner. 20 m weiter ist unser Quartier direkt am Fluss, wo wir täglich unseren Körper reinigen also Quartier mit Fliesswasser. Gestern haben wir eine Gans zu 4 Mann vertilgt heute gibt es zwei Hähne mit Salat und Fritten zum Nachtisch Wilderdbeeren auf Zucker mit Cognac. Als Vorspeise aus der Battaillionsküche Linsensuppe. Sieben Polnische Jungfrauen sind um unser leibliches Wohl besorgt, morgens Stuben Kleider und Schuhe putzen, Essen anrichten und mittags Erdbeeren pflücken in Walde.

Arbeit besteht bei mir zum grossen Teil in Ein- u. Auspaken, wenn man meint man sässe mal warm geht es schon wieder weiter, denn die Armee legt ein Tempo an, dass wir kaum folgen können mit unseren 3000 Mann Strassenbau, Brückenbau, alles mit Spezialarbeiter, das geht wie der Wind abwechselnd Ta und Nacht. Die Leute wohnen und schlafen in transportabelen Zelten welche mit den Leuten vorrücken. das Auf u. Abschlagen besorgen Speziallisten, die in normalen Zeiten mit Wanderzirkus oder Schaubuden gezogen sind. Der ss Sicherheitsstab hat allerhand zu tun, denn nach etlichen Tagen werden die automatisch müde, weil sie das so von den Kirmessen so nicht anders kennen.

Wie geht es denn so bei euch, habe gehört die Tommys sind mal wieder dort gewesen. Hast du Mitteilung von Gustav erhalten, wo er eigentlich steckt. Bei uns ist infolge der dauernden Verlegung die Post hundsmiserabel. Ich habe nun schon seit 14 Tagen keine Post mehr erhalten. Was macht der Wunderknabe Günter, was hat der für ein Zeugnis erhalten? Denk daran mir braune Schukreme und Stopfgarn zu schicken mit Nadeln und Fingerhut. Auch ein Sortiment Knöpfe habe genau nichts hier ist auch nicht kaufen. Was macht die Oma?

Die schönen Tage der Erholung von Zakopane sind vorbei hier ist es Schluss mit Kabarett und Variete, auch Bier ist hier ein rarer Artickel, alle Wochen wenn wir Glück haben mal ein Liter. Gut dass wir uns aus Frankreich noch etliche Fuder Bordeaux haben kommen lassen, den wir mit allen Chikanen geniessen.

Also Nochmals Adresse: O. T. Verwaltungsführer A. Roos
Feldpost 05200 Einheit 59

Und nun alles Gute mit Gruss und Heil Hitler!
Tony

Gruss an Günther und die Oma